13.08. – 25.08.2010
Der Hinweis auf einen Teil der Autonummerntafeln von Maine „Vacationland“ („Urlaubsland“) ist wirklich zutreffend. Maine ist nicht nur der nördlichste Bundesstaat der USA, sondern auch der mit der größten Waldfläche. Da mehr als 90% davon mit Kiefern bewachsen sind, trägt Maine auch den Beinamen „Pine Tree State“ („Kiefernstaat“).
Unser erster Blick am Morgen zeigt, dass wir den Ankerplatz gestern ideal gewählt haben. Keine Windböe kräuselt das spiegelglatte Wasser welches die Felsen der nahen Inseln wie glänzende Seide umspielt. Es ist als hätte jemand die Zeit angehalten.
Aber da wir ja noch nicht einklariert haben, dürfen wir nicht an Land und so heißt es nach dem Frühstück „Anker auf“. Der Wind lässt uns zwar nicht in Stich aber er bläst uns auf die Nase und so wird es sechs Uhr abends bis wir Bar Harbor erreichen.
Einen stärkeren Wind von dieser Richtung hätte sich Edi nicht gewünscht – es ist auch so kalt genug. War bis jetzt unser Motto – wir wollen in den Norden, so sind wir über den Richtungswechsel mittlerweile ganz froh – unser neuer Wahlspruch heißt – ab in den Süden!
In Bar Harbor angekommen, verwöhnt uns wieder die Sonne mit ihren schmeichelnden warmen Strahlen. Obwohl Einklarierungshafen, gibt es eine richtige Zollstelle auch hier nicht und es kostet uns einige Telefonanrufe bis uns ein Rückruf des Grenzbeamten angekündigt wird.
Wieder einmal wundern wir uns über deren Dienstzeiten. Erst um 21 Uhr meldet er sich und bestellt uns zum nahen Parkplatz. Dort allerdings geht es dann recht schnell und nach dem Ausfüllen einiger Formulare halten wir glücklich die neuen ID-Karten in Händen, welche uns einen Aufenthalt bis 12.Jänner 2011 in den USA erlauben.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt feiern wir das mit einem großen Eis. Zwischen den Touristen mit kurzen Hosen und Shirts fühlen wir uns mit langen Jeans und Segeljacken jedoch etwas „overdressed“.
Hier in Bar Harbor herrscht reger Betrieb. Schon lange nicht mehr haben wir so viele Touristen auf einem Fleck gesehen. Einst war dieser Ort ein Treffpunkt der Reichen und Schönen und auch heute noch ist er ein beliebtes Urlaubsziel. Der nahe Arcadia-Nationalpark ist einer der Hauptattraktionen dieses Gebietes.
Natürlich lassen auch wir uns die Gelegenheit nicht entgehen und besteigen einen der höchsten Berge dieser Gegend.
Ein kostenloser Bus bringt uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wunderschön gepflegte Wanderwege durchkreuzen den Nationalpark. Wir haben uns für eine Besteigung des MountChamplain entschieden. Vom höchsten Punkt dieses Berges hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Meer.
Am Weg hinauf werden wir immer wieder von den lockenden Heidelbeeren aufgehalten, die hier auf teilweise bis zu 50cm hohen Stauden wachsen.
So kommen wir etwas langsamer voran als geplant aber wir erreichen doch den Gipfel und blicken stolz auf die Höhenangabe 1.050 allerdings Fuß, das sind grade mal 325 Höhenmeter! So etwas würden wir zu Hause nicht mal als Berg bezeichnen.
Trotzdem gefällt es uns wirklich gut und wir genießen den wunderschönen Rundumblick.
Hinunter haben wir einen anderen Weg gewählt. Nach einer neuerlichen Gipfelbesteigung wird dann mein Adrenalinspiegel kräftig in die Höhe geschraubt und ich erwäge kurz ein Umkehren.
Doch dann überwinde ich die Steilwand mit Hilfe der angebrachten Stufen und Haltegriffe und bin heilfroh als wir unten angekommen sind. Von hier sieht die Sache natürlich ganz harmlos aus.
Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Sandy Beach, dem einzigen Sandstrand auf der Granitinsel, wo sich zwar viele Leute im Sand räkeln aber nur wenige den Sprung ins „kühle Nass“ wagen. Die Wassertemperatur beträgt circa 14 Grad.
Dann lassen wir uns mit einem Nationalpark-Bus rund um die Insel und zurück nach Bar führen, wo wir noch einen kurzen Abstecher in den Supermarkt machen, um unsere Bordvorräte aufzufüllen. Wieder zurück am Boot freuen wir uns erst mal auf eine ausgiebige Dusche. Dann genießen wir unser Abendessen auf der Terrasse und erfreuen uns an dem guten Gefühl, welches die heutige Bewegung in unseren vernachlässigten Muskeln verursacht.
Am nächsten Tag fahren wir nur ein kleines Stückchen weiter – zur Great Cranberry Island. Hier wollte ich eigentlich, angestiftet durch die Heidelbeeren im Arcadia Nationalpark, meiner wieder erwachten Sammelleidenschaft frönen.
Ausgerüstet mit Sammelbehältern verschiedener Größe fahren wir auf die Insel. Im nahen Wald werden wir freudig begrüßt – von unzähligen Gelsen. Sonst finden wir nur ein paar Himbeeren bezahlen aber für jede gepflückte Beere buchstäblich mit unserem Blut.
So wird aus dem Wald- eher ein Strandspaziergang und wir kehren mit wesentlich mehr Gelsenstichen als Beeren aufs Boot zurück.
Nach einem Regentag am Boot verlassen wir Cranberry Island bei strahlendem Sonnenschein. Zwar sehen wir in einiger Entfernung noch den Nebel, der knapp über dem Wasser wie blaue Wattewolken liegt, gehen jedoch davon aus, dass er bald von der Sonne und dem Wind vertrieben wird.
Leider ist das ein Irrtum und wir finden uns bald mitten in der Nebelsuppe wieder. Jetzt kommt erstmals auch unsere Tröte zum Einsatz. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Nebelfahrten herrscht hier reger Verkehr und wir beteiligen uns mit unserem Nebelhorn am allgemeinen „auf sich aufmerksam machen“. Bei einer Sicht von nicht mal hundert Meter tasten wir uns vorsichtig voran und sind heilfroh, als die Sonne endlich die Oberhand gewinnt.
Dann können wir die Fahrt zwischen den vielen Inseln von Maine endlich genießen und finden auch einen idyllischen Ankerplatz.
Noch einmal starten wir einen „Heidelbeerpflückversuch“ leider wieder ohne Erfolg. Zwar finden wir jede Menge verschiedener Pilze, die wir jedoch lieber – wegen unserer Unkenntnis auf diesem Gebiet – den Tieren überlassen, jedoch keine auch noch so mickrige Beere.
Der Wald auf dieser kleinen Insel erweist sich als undurchdringlich und so beschließen wir, diese am Strand zu umrunden. Da wir uns dafür die Zeit des Hochwassers ausgesucht haben, wird der kleine Rundgang teilweise zu einer echten Herausforderung.
Wieder am Boot freuen wir uns über den Luxus einer warmen Dusche. Auch wenn die Sonne scheint, Badetemperaturen hat es hier keine.
Unseren schönen ruhigen Ankerplatz nützt Edi am nächsten Vormittag um die Funkantenne zu reparieren. Dann nehmen wir – fast ein wenig wehmütig – Abschied von diesem schönen ruhigen Plätzchen.
Nach ein paar Tagen Einsamkeit zieht es uns jetzt wieder in eine Stadt. Da bieten sich das 25sm entfernte Rockland an. Dies ist die selbsternannte Hummer (Lobster)-Hauptstadt der Welt, wovon wir allerdings nicht viel merken.
Nur die Plakate die auf das vergangene Lobsterfestival hinweisen, legen Zeugnis davon ab.
Um unseren Aktionsradius zu erweitern, sind wir heute mit den Rädern unterwegs. Das Wetter meint es gut mit uns und so können wir diesen Ausflug wirklich genießen.
Auch nütze ich die Gelegenheit des freien Internets vom Mac Donalds, um unsere in den letzten Wochen vernachlässigte Homepage zu aktualisieren. In der Zwischenzeit widmet sich Edi unseren Fahrradbremsen, die so gut wie gar nicht mehr funktionieren.
Noch ein Abstecher in den nächsten Supermarkt und wir sind wieder gut gerüstet für die Weiterfahrt.
Die ganz einsamen Inseln von Main haben wir hinter uns gelassen und doch finden wir noch Ankerbuchten die zwar bewohnt aber trotzdem sehr ruhig und idyllisch sind.
Da schlechtes Wetter angesagt ist, verstecken wir uns für zwei Tage am Ende der Quahog-Bay, die auch von ein paar Amerikanern als Wochenendziel ausgewählt wurde. Einige der kleinen Inseln hier werden als Grill- und Campingplatz genutzt.
Besonders freuen wir uns allerdings über den Besuch von Eva und Achim, zwei Österreichern die – als sie mit dem Kanu bei uns vorbeipaddel – unser Hello mit einen einfachen „Griaß eing“ beantworten. Das bleibt natürlich nicht ungestraft, und so finden sich die beiden kurze Zeit später bei uns auf der Terrasse bei Kaffee und Apfelstrudel wieder.
Wir genießen es wieder mal so richtig „Tratschen“ zu können.
Am Nachmittag rudern wir dann mit unserem Dinghi auf einige der Inseln, sind aber wegen des schlechten Wetters bald wieder am Boot.
So schön es hier auch ist, noch mehrere Tage wollen wir hier nicht bleiben und wagen uns trotz schlechter Wetterprognosen hinaus. Hier erwartet uns Wind bis 30kn und recht ansehendliche Wellen.
Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt und beschließen am frühen Nachmittag uns im westlichen Teil von Cape Elisabeth zu verstecken und erst am nächsten Tag weiter nach Kittery zu fahren.
Dies ist mit Sicherheit unsere letzte Station in Maine, da Kittery am Grenzfluss zwischen Maine und New Hampshire liegt, und da jetzt schon wieder den ganzen Tag der Regen aufs Deck klopft, sind wir gar nicht traurig darüber. Hoffen wir doch, dass uns das Wetter weiter südlich freundlicher gesinnt sein wird.
Hallo lieber Bernd – Danke für dein fachmännisches Urteil. Bei solch einer Landschaft ist es jedoch wirklich nicht schwer schöne Fotos zu machen. Wir haben beim Wandern auch an dich gedacht. War nicht ganz so anstrengend wie unser gemeinsames Bergsteigen. Liebe Grüße Edi und Claudia, Cul8r
Schöne Bilder (feine Kamera;-) – da juckt s wieder unter den Kielen 🙂 …und dann die Mount Champlain Gipfelbesteigung (mit Adonis…)Respekt 😉 Hier auf 54N ist s schon Herbst. Laßt den MAst oben ! und liebe Grüße auch an Ernst+Margarete v mir 🙂
Wir freuen uns immer, wenn ihr euch auch auf diesem Wege meldet. Mit einem habt ihr sicher recht: sowohl in Tulln als auch in Goisern ist es wunderschön, das können wir nur bestätigen. Liebe Grüße Edi u. Claudia, Cul8r
Liebe Claudia und Edi Wir haben – wegen unserer Internetprobleme – seit langem wieder die Möglichkeit euch zu schreiben. Haben eure letzten Berichte mit grosser Freude und Begeisterung gelesen. Wir freuen uns mit euch. Auch wenn uns leichtes bis schweres Fernweh beschleicht, bei euren Bildern. Aber so ist es halt Tulln und Goisern sind ja auch schön.
Alles Liebe Pa Ma.