04. – 08.09.2011
Besteht aus 30 Motus, die auf einem etwa 15 km² großen Saumriff aufliegen. Die gesamte Landfläche aller Inseln beträgt nur 2,1 km². Dieses kleine Eiland hat sich 1863 der Schiffs-Zimmermann William Masters ausgesucht und mit seinen drei polynesischen Frauen dort eine neue Heimat gefunden.
Fast 150 Jahre später leben noch 64 seiner Nachkommen auf Palmerston Island.
Wir erreichen Palmerston am 4.9.2011 – müssen jedoch zwei Tage an der Süd- und Ost-Seite des Atolls ankern, ehe der Wind erwartungsgemäß dreht und die Bojen an der Westseite angefahren werden können. Der starke Wund und Schwell beschert uns zwar eine eher ungemütliche Zeit an Bord, allerdings entschädigt uns die wunderschöne Unterwasserwelt ein wenig dafür.
Als wir dann am 6.9. endlich die Westseite erreichen, erwartet uns dort schon Bob Masters, mit seinem kleinen offenen Aluboot, mit kräftigem Zweitakt-Außenborder und weist uns eine Boje zu.
Er stellt sich als unser Host (Gastgeber) vor und verspricht etwas später mit den öffentlichen Behörden für die Einklarierung nochmals zu kommen. Wir haben zwar eine etwas andere Begrüßung erwartet, zumal wir ja immer noch 80 kg Proviant für die Bewohner an Bord haben, den er mit keinem Wort erwähnt und harren der Dinge die jetzt auf uns zukommen werden.
Da wir schon recht früh durch starken Schwell, von unserem Ankerplatz vertrieben worden sind, holen wir erst einmal unser Frühstück nach und beobachten dabei den Katamaran „Off Cours“, der mit uns die Ankerplätze der letzten beiden Tage geteilt hat und nun auch an eine der Bojen kommt.
Kurz danach erscheint auch Bob mit den „offiziellen Behörden“ in Person von Bill, der sich zum Zeichen seiner „Amtswürde“ eine Schwimmweste übergezogen hat. Der Papierkram ist schnell erledigt und da Bill einer der Nutznießer unserer Lieferung ist, bietet er uns an als Gegenleistung unsere Wäsche zu waschen – ein sehr willkommenes Service für uns.
Knapp eine Stunde später sitzen wir beide inklusive dem mitgebrachten Proviant und unserer Schmutzwäsche in Bobs Boot und er chauffiert uns zum ersten Mal durch die starke Strömung der schmalen, flachen Einfahrt in die Lagune. Auf der Insel wird der Proviant auf drei Familien aufgeteilt und die Waren mit Scheibtruhen zu den jeweiligen Familien geführt.
Danach erhalten wir und die Crew von Off Cours, von Bob eine kleine „Einführung in das Inselleben“ und lernen seine Frau und seine vier Kinder im Altern von 1,6, 11 und 18 Jahren kennen. Auf einer Runde durch das Dorf trinken wir Kaffee im „Yachtclub Palmerston“, sehen den Generator, der täglich von 6-14 Uhr und 18 – 24 Uhr alles mit Strom versorgt und spazieren am Friedhof vorbei, durch die kleine und wunderschön gepflegt Ansammlung von Häusern.
Wir erfahren, dass es sogar eine Süßwasserquelle auf der Insel gibt und mit einiger Mühe auch ein paar Papajapflanzen und Bananenpalmen wachsen. Am Ende der Führung präsentiert uns Bob dann noch die letzen Überreste von RiRi, die vor zwei Wochen hier auf das Riff getrieben ist. (siehe Aufgegeben).
Dann haben wir Zeit um eine kleine Runde um die Insel zu drehen und unsere ersten Eindrücke ein wenig Revue passieren zu lassen.
Wir wussten:
– dass es auf dieser Insel die weltweit meisten Kühltruhen pro Kopf gibt, da die Bewohner hauptsächlich vom Verkauf der Papageienfische leben. Die gefangenen Fische werden sofort filetiert und eingefroren. Wenn alle Truhen voll sind, kommt ein Kühlschiff aus Rarotonga und bringt die gefrorene Ware in die Stadt zu den Hotels – den Hauptabnehmern.
– Nur zwei Mal im Jahr – in unregelmäßigen Abständen – wird das Atoll von einem Versorgungsschiff angelaufen und die Bewohner erfahren die Ankunft erst circa zwei Wochen vorher.
Was wir nicht wussten:
– es gibt nicht nur ein funktionierendes Telefonnetz, sondern sogar Internet.
– 26 Kinder besuchen die inseleigene Schule und werden dort von einer Volontärin beim selbstständigen Lernen unterstützt und
– die gesundheitliche Versorgung ist durch eine ausgebildete Krankenschwester gewährleistet.
Nach Abschluss unseres Spaziergangs gibt es noch einmal Kaffe bei Bob und danach führt er uns wieder nach Hause.
Kurz vor Einbruch der Nacht kommt noch Nurhani mit Harald und Uta – die wir aus Panama kennen – an die Boje neben uns. Die Freude über das Wiedersehen ist groß und wird bei uns am Bord mit einem Glas Wein begossen.
Vorgewarnt durch den Unfall von RiRi hat Edi die Bojenleine verstärkt und das Bojengeschirr kontrolliert. Ehe wir uns in die Kojen legen, aktivieren wir auf unserem kleinen GPS-Gerät noch einen Ankeralarm, der anschlägt, wenn wir uns mehr als 50m von unserem derzeitigen Standort entfernen. So verbringen wir dann eine ruhige Nacht.
Für den nächsten Tag haben wir einen kleinen Tauchgang am Riff geplant mit gleichzeitiger, genauen Kontrolle der Boje. Unser Bojengeschirr scheint in Ordnung, allerdings finden wir bei den anderen Bojen angerostete Schäkel und mehrfach gestückelte, recht gebraucht wirkende Leinen.
Am Riff können wir ein paar sehr große Papageinfische, Napoleons, Zackenbarsche und auch einen Weißspitzenhai beobachten. Wir genießen den schönen ruhigen Tauchgang und freuen uns danach schon auf das versprochene Mittagessen bei Bob.
Dort biegt sich der Tisch unter den angebotenen Köstlichkeiten – es gibt gebackenen Papageienfisch, gekochtes Fleisch, Reis, Kokoslaibchen und Lammkoteletts die Raimond von Off Cours mitbringt. Ich habe einen Kuchen für den anschließenden Kaffee gebacken. Ungewohnt für uns ist, dass sich zwar die ganze Familie zu uns an den Tisch setzt, jedoch nicht mit uns isst. Bob erklärt uns, dass die Gäste zuerst essen und danach die Familie.
Harald und Uta werden von einer anderen Familie betreut und so sehen wir sie nicht auf der Insel. Grundsätzlich „gehört“ ein Segelboot dem, der es als erstes sieht bzw. mit ihm Funkkontakt hat. Zwar war Bob auch bei Nurhani der erste, da er jedoch schon zwei Schiffe betreut, hat er diese an eine andere Familie „abgegeben“.
Die betreuende Familie erhält natürlich Geschenke von den vorbeikommenden Seglern und so scheint uns dies auch ein gutes Geschäft für sie zu sein. Außerdem werden die Bootseigner nach ihren Berufen gefragt und nötigenfalls deren Dienste in Anspruch genommen. Deshalb findet Edi sich vor dem Computer unseres Gastgebers wieder, dessen Internetanschluss nicht mehr funktioniert. Da es allerdings ohne Strom auch kein Internet gibt, muss die Arbeit auf später verschoben werden.
Wir nutzen die freie Zeit um an die gestern besuchten Familien noch ein paar kleine Geschenke auszuteilen. Bei Bill und seiner Familie bekommen wir Eis serviert und er erzählt uns von seinen Bemühen einen eigenen Generator zum Laufen zu bringen.
Er lebt mit seiner Familie in einem recht großen Haus mit Wasserklosett, Duschen und Waschmaschine. Der Nachteil dieser Lebensweise ist, dass dadurch sein großer Wassertank, der vom Regenwasser gefüllt wird, schon fast leer ist. Von Bob – der alle diese Annehmlichkeiten nicht hat – wissen wir, dass seine Wassertanks noch gut gefüllt sind.
Da der Wind immer stärker wird, sind wir ganz froh als Bob uns wieder an Bord der Cul8r bringt. Knapp eine Stunde später wissen wir auch warum: „Off Cours“ – dessen Bojenleine gebrochen ist – driftet an uns vorbei. Zum Glück bläst ihn der Wind aufs offene Meer – allerdings möchte er bei den schlechten Wetterverhältnissen nicht auslaufen und hängt sich an zwei freie Bojen neben Nurhani.
Nachdem wir den teilweise bis 30kn starken Wind in der Nacht abgewettert haben – wird es in der Früh zwar ein wenig ruhiger, wir wollen unsere Cul8r jedoch nicht mehr alleine lassen.
So geben wir unser Vorhaben, mit Bob in der Lagune fischen zu gehen, auf und Edi installiert noch eine kleine W-Lan-Antenne auf Bobs Netbook, damit dieser wieder Verbindung zur Außenwelt hat.
Dann lösen wir unsere Leinen und verabschieden uns mit einem letzten, eher erleichterten Blick von dem wunderschönen Atoll. Abgesehen von der Sorge um Cul8r hat es uns sehr gut gefallen – aber hier leben wollen wir sicher nicht.
Hallo Ihr Lieben!
Natürlich verstehen wir euer Fernweh – wer, wenn nicht wir – die schon unruhig werden wenn sie drei Woche in der selben Inselgruppe sind. Darum schreiben wir ja die Berichte damit ihr ein wenig mitfahren könnt. Viele liebe Grüße Edi und Claudia
Liebe Claudia und Edi
Haben mit großer Freude eure neuen Berichte gelesen und ein bisschen Fernweh über so viel neue Erlebnisse beschleicht uns dann immer das versteht ihr sicher aber Fernträume gehören ja zum täglichen Leben das unser Sein prägt. Aber Begeisterung ist ja Freude in uns die wir täglich neu mit euch erleben.
Es grüßt und küßt euch mit 900000000000 Busserl Ma und Pa