11.-.15.09.2011
Drei Tage benötigen wir für die 400sm zwischen Palmerston und Niue. Der anfangs recht gemütlichen Wind wird immer weniger und obwohl Edi am letzten Tag gleich nach dem Frühstück unseren Spinnaker setzt und daraufhin bis zum Nachmittag von Hand steuert, bergen wir um 14:30 Uhr das, zu diesem Zeitpunkt nur mehr traurig herunterhängende Tuch, und starten einen unserer Motoren. Ohne Wind kann man einfach nicht segeln!
Zum Glück hält uns der strahlende Vollmond die Treue und fungiert als Riesenlaterne, als wir um 23 Uhr endlich Niue erreichen und uns die Boje Nummer eins fischen.
Tucan, der die Cul8r schon kommen sieht, verständigt uns vorab über Funk davon, dass noch mindestens 5 Bojen frei sind. Das ist eine große Beruhigung für die Bordfrau, da ich mir diesbezüglich schon Sorgen gemacht habe. Umso mehr als wir wissen, dass Ankern aufgrund der großen Tiefe kaum möglich ist.
Am nächsten Morgen stellt sich dann heraus, dass wir von unserem Platz einen großartigen Blick auf die 261 km² große Insel haben, welche nur von 1.300 Menschen bewohnt wird. In unserem schlauen Führer steht, dass Niue eines der größten gehobenen Atolle ist. Gestern aus der Ferne sah sie aus wie ein riesiges, grün bewachsenes Plateau. Jetzt ragt – nicht weit vor uns, daher sehr imposant – die 30m hohe Steilküste aus dem Meer. Sandstrände sucht man hier vergebens, aber Liebhaber von Höhlen und Schluchten kommen auf ihre Rechnung.
Hafenbecken gibt es keines und da Wasserplätze entlang der Küste begrenzt und teuer sind, verwenden alle Einheimischen den frei nutzbaren Hafenkran um ihre Boote aus dem Wasser zu nehmen.
Auf Grund des starken Schwell ist das auch für unsere Dinghis notwendig und so versehen wir unser „Schlaucherl“ mit zusätzlichen Leinen zum Herausheben. Beim ersten Landgang können wir uns dann davon überzeugen, dass die Prozedur schwieriger aussieht, als sie ist. Einer steigt aus uns hält das Dinghi, der zweite befestigt den Haken, steigt auch aus, währenddessen startet Nr. 1 zum Kran und hebt das Dinghi an. An der Mole gibt es einen Handwagen mit dem man das Beiboot dann aus dem Kranbereich führen kann. Alles kein Problem und doch bereitet es mir bis zum Schluss ein wenig Herzklopfen.
Bei unserem ersten Kranmanöver erhalten wir Hilfe von einem Fischer, der mir meine Aufregung wohl ansieht. So erreichen wir beide und unser Dinghi sicher die Hafenmole, wo schon der „Officer“ wartet. Die notwendigen Papiere werden gleich vor Ort ausgefüllt und dann schickt er uns noch zur Einwanderungsbehörde in der Stadt. Auch dort sind wir bald fertig und starten eine kleine „Stadt-Erkundungstour“. Wir finden ein paar Geschäfte, ein Tourismusbüro, eine Bank und den Niue-Yachtclub, der unter anderem auch die Bojen gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung stellt.
Bankomat gibt leider keinen und so dauert es ein wenig, ehe wir auf dieser Insel zu Bargeld kommen. Nach einigen Umwegen findet Edi eine recht teure Möglichkeit, bei einem Autoverleih mit Pay Pal Account und Mastercard, die ersehnten Scheine zu erhalten. Die einzige ortsansässige Bank zahlt Bargeld nur gegen Vorlage einer Visacard aus – und aus unerfindlichen Gründen funktioniert unsere Karte hier nicht.
Nun stehen auch unseren beiden Tauchgängen, die wir über das Tourismusbüro bei der einzigen Tauchschule der Insel gebucht haben, nichts mehr im Wege. Dort müssen wir nämlich auch bar bezahlen – der Kreditkartenautomat sei zurzeit (seit vier Monaten) leider defekt!
Also unser Tipp für alle die nach Niue fahren – nehmt euch genügend Bargeld mit – das ist hier nur sehr teuer und schwer zu bekommen ;-).
Aber Geld ausgeben ist einfach – ich beginne damit am nächsten Tag gleich um sechs Uhr in der Früh. Gemeinsam mit Marion und Connen von Tucan fahre ich am Markt. Der ist allerding eher eine Enttäuschung. Bananen, Kokosnüsse, Jungzwiebel und für die ganz schnellen auch ein paar Eier sonst gibt es nur Souvenirs und Curry-Wraps oder Kokos Porridge für jene, die noch nicht gefrühstückt haben. Als mein leerer Magen jedoch die bräunliche breiartige Masse wahrnimmt, wehrt er sich eindeutig dagegen. Ich brauche Brot und Kaffee zum Frühstück. Und das hole ich dann auch nach, als ich mit meinen wenigen, aber teuren Schätzen wieder zu Hause ankomme.
Mittags packen wir dann unser „Tauchgerödl“ und fahren zur Mole wo uns schon ein Taxi erwartet, das uns zur Tauchschule bringt. Dort besteigen wir mit einem weiteren Pärchen ein Auto und mit diesem samt Boot am Hänger geht es zu einer nahen Bucht, wo wir gemeinsam mit einem kleinen Kran das große Schlauchboot ins Wasser befördern. Entlang der schroffen und steilen Küste gibt es keine Möglichkeit solche Boote sicher im Wasser zu lassen. Doch endlich im Wasser, werden wir für die Umwege und Mühen entlohnt.
Nicht die Tier- und Pflanzenwelt, sondern die schier unendliche Sicht begeistert mich. Es ist, als würde man in der Luft schweben. Beim zweiten Tauchgang können wir dann mit den hochgiftigen Niue-Plattschwanz-Seeschlangen, die hier in großer Zahl im Wasser leben, Freudschaft schließen. Obwohl sehr giftig, wird uns versichert, dass sie für Menschen nicht gefährlich sind. Sie bringen angeblich ihr Maul nicht weit genug auf um uns zu beißen. Na ja, ich beobachte lieber aus einiger Entfernung, wie die schwarz-weiß-gestreiften, teilweise mehr als einen Meter langen Tiere, in großen Knäueln am Boden ruhen und zwischendurch immer wieder zur Oberfläche schwimmen um Luft zu holen.
Auch in der kleinen Höhle, die wir erkunden, ist das Wasser kristallklar. Dort geht eine große Languste sofort in Kampfstellung, als wir sie mit unseren Lampen anleuchten. Die hätten wir auch gerne im Kochtopf – aber hier steht alles unter Naturschutz und so begnügen wir uns damit, sie zu beobachten.
Wieder zurück bei der Tauchschule können wir unser Zeug und uns gut süßwasserspülen – ein echter Luxus, ehe wir wieder nach Hause chauffiert werden.
Das Vorhaben, noch einen gemütlichen Kaffee zu trinken, geben wir ganz schnell auf, als wir die dicken schwarzen Wolken am Himmel sehen und freuen uns, dass wir mit Glück noch vor dem Regen unsere Cul8r erreichen.
Abends gibt es dann frischen Thunfisch, den wir direkt bei den Fischern gekauft haben – zuerst roh mit Jungzwiebel und Zitrone und danach kurz gebraten in Kokosmilch mit Reis. Das schmeckt uns besser als in jedem Restaurant. Abgesehen davon genieße ich es sehr im trockenen Boot zu sitzen, wenn der Regen ans Dach klopft.
Doch das Wetter beruhigt bald wieder und schon am nächsten Morgen scheint – wie bestellt – die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Wir haben uns gemeinsam mit Tucan einen Leihwagen bestellt und wollen zu viert die Insel erkunden.
Die Steilküste bietet eine tolle Aussicht und als wir nach einem kleinen Spaziergang zwischen den zerklüfteten Kalksteingebilden stehen und die Meeresbrandung beobachten, die sich schäumend an den Felsen bricht, erinnert uns dieses Szenario eher an die raue Küste Irlands, Tucans Heimat.
Nur mit Hilfe eines Dorfbewohners finden wir um die Mittagszeit eine „Eisbude“, die sich als kleiner Laden herausstellt. Dort können wir Getränke, Brötchen und Thunfischdosen kaufen. Mehr gibt es leider nicht.
Doch als Entschädigung zeigt uns die Hausfrau noch eine Kokoskrabbe, die sie buchstäblich „aus dem Sack lässt“. Diese scheuen Tiere sind eine Delikatesse und man muss schon wissen wie man sie hält, um nicht von ihren großen starken Scheren verletzt zu werden.
Frisch gestärkt, klettern wir zwischen sich tief öffnenden Felsspalten und besuchen sogar den Badeplatz der Könige. Eine kleine Bucht mit kristallklarem Wasser, die von rieseigen Felsen gegen das offene Meer abgeschirmt wird.
Den Abschluss bildet ein „Höhlen-Sonnenuntergangs-Schnorcheln“. In verschiedenen Brauntönen leuchten die von der untergehenden Sonne angestrahlten, tropfenförmigen Steingebilde, die von Wänden und Decken hängen.
Voll von den beeindruckenden Bildern, die unsere kleinen grauen Zellen heute gespeichert haben, stellen wir uns dann der Herausforderung unser Dinghi-Kranmanöver bei Dunkelheit auszuführen. Wir haben Glück und erwischen eine ruhige Zeit zwischen zwei großen Wellen und erreichen ohne Probleme unser im Schwell schaukelndes schwimmendes Haus.
Am nächsten Tag absolvieren wir dann unser letztes Dinghi-raus-rein-Manöver, besuchen nochmal Supermarkt und Yachtclub, um unser Boje zu bezahlen, melden uns bei der Polizei ab und lösen am späten Nachmittag endgültig unsere Leinen, um den Weg nach Tonga anzutreten.
Dort erwartet uns schon unser Freund Heinz, der mit seiner Solace als Einhandsegler das fünfte Jahr um den Erdball tingelt.
Hallo!
Bei uns ist alles in Ordnung – auch der Kapitän ist wieder fit. Schön, dass du uns begleitest – es geht bald weiter 😉
Liebe Grüße noch aus Neiafu in Vava`u senden Edi und Claudia, Cul8r
Hallo
Deine Geschichten sind wie immer so schön zu lesen.
Ich hoffe edi hat nun Ruhe von seinem Zahn,einer den man nicht mehr hat kann auch nie wieder weh tun 🙂
Ja und bitte lasst mir Heinz grüßen.
Wir wünschen euch allen, immer eine Handbreit Wasser unterm Bug.
Liebe Grüße Manfred