17. – 22.10.2013
Nicht einmal drei Stunden nachdem Bali unter uns in den Wolken verschwunden ist, steigen wir in Singapur aus dem Flugzeug. Der Name Singapur bedeutet übersetzt – Löwenstadt, und als solche hat sie sich diesen Namen durchaus verdient.
In einem „Sprung“ von nicht einmal 50 Jahren entwickelte sich dieses kleine Land mit einer Bevölkerungsdichte von mehr als 7.000 Einwohnern pro km², vom Schwellenland zum Industriestaat.
Uns präsentiert sich dieser Stadtstaat nach den etwas chaotischen Verhältnissen in Bali wunderbar geordnet und sauber. Trotz Hauptverkehrszeit kommen wir gut voran, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt welche finanziellen Aufwendungen auf potentielle Besitzer der vierrädrigen Untersätze zukommen. Zum Beispiel wird die hier erforderliche „Lizenz zum Autokauf“ versteigert, die Fahrzeuge werden mit 100 Prozent versteuert und zusätzlich dazu ist die innere Stadt mit flächendeckenden automatischen Mautgebühren belegt. Diese Maßnahmen können einem das Autofahren schon ordentlich vermiesen.
Aber von all dem wissen wir noch nichts als uns das Taxi bei unserm neuen Quartier absetzt. Wir haben für die nächsten drei Nächte ein Zimmer in der Wohnung einer indischen Familie gebucht. Da Raum ist in Singapur knapp ist, und Hotelzimmer recht teuer sind nutzen wir die Möglichkeit eines Privatquartiers. Unser Zimmer und Bad ist sehr sauber und in Ordnung, im Gegensatz zum Rest der Wohnung, die wir lieber nicht nutzen. Aber da ohnehin Stadterkundung am Programm steht, beabsichtigen wir uns nicht viel hier aufzuhalten.
Zu Besichtigen gibt es einiges und wir starten unsere „Sightseeingtour“ gleich am nächsten Morgen. Das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz nutzend, lassen wir uns von Bus und Bahn ins Zentrum chauffieren und spazieren staunend zwischen den Hochhäusern zum Nationalmuseum. Dort erweitern wir unser Wissen aus dem Reiseführer, mit den wirklich sehr interessant und informativ gestalteten Ausstellungen über die Geschichte des Landes und seiner Menschen.
So lernen wir, dass der Singapur, als es 1965 aus der Föderation mit Malaysia ausgeschlossen und in die Unabhängigkeit entlassen wurde, mit schlechten Lebensbedingungen und ausgedehnten Slums zu kämpfen hatte. Der zukunftsorientierte und sicher auch charismatische Politiker Lee Kuan Yew hat mit seiner Partei auf Schulbildung, Arbeitsplätze und Wohnbau gesetzt und gemeinsam mit der strebsamen und fleißigen Bevölkerung unglaubliche Erfolge verbuchen können.
Hier ist auch gelungen wonach viele andere Weltstädte vergeblich streben. Das Völkergemisch von Chinesen, Inder, Malaien, Eurasiern und Europäer lebt friedlich zusammen, trotz unterschiedlicher kultureller und religiöser Ausrichtung.
Natürlich hat dieser Erfolg auch seinen Preis: Printmedien, Radio und Fernsehen sind staatlich kontrolliert, Pressefreiheit existiert nicht. Neben der Todesstrafe (meist in Verbindung mit Drogenhandel) wird auch die Körperstrafe (Schläge mit dem Rohrstock auf das entblößte Gesäß), angewandt – allerdings nur für Männer zwischen dem 16. und 50. Lebensjahr.
Auch einige für uns recht skurrile Verbote, wie zum Beispiel, dass Kaugummi nur mit ärztlichem Rezept unter genauer Angabe des Namens erworben werden kann, gibt es hier.
Dass nachweisliches Lügen wie Betrug geahndet wird, finde ich allerdings durchaus interessant ;-).
Heute ist Singapur eine Weltstadt und die in den Himmel wachsenden Hochhäuser wurden zum Symbol für den rasanten Aufstieg des kleinen Tigerstaates. Der wirtschaftliche Erfolg ist auch für uns unübersehbar als wir die „Orchard Road“, eine lange Einkaufsstraße an der sich ein riesiges Shoppingcenter ans nächste reiht, entlang wandern.
Shoppen ist kein Thema für uns – schließlich reisen wir nur mit kleinem Gepäck – aber die klimatisierten Einkaufsmekkas der Touristen eignen sich hervorragend um uns ein wenig abzukühlen. Bei Temperaturen von über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit fühle ich mich zeitweise wie ein Kelomat kurz vor der Explosion.
Aus diesem Grund hält sich unser Bedürfnis nach Wanderungen sehr in Grenzen und wir beschränken uns auf die Sehenswürdigkeiten mit drei Sternchen im Führer.
Dazu zählt unter anderem „Gardens by the bay“. Für uns hat es den Eindruck als hätten sich hier ein paar sehr kreative Architekten ausgetobt. Schon beim aussteigen aus der Bahn ragen drei Hochhaustürme die an ihrem Ende mit einer riesigen langgestreckten Untertasse verbunden sind in den Himmel.
Eines der besten und teuersten Hotels hat sich hier einquartiert. Ein paar teuren Geschäfte und Lokalen und ein großen „food court“ in der untersten Etage sind auch für das ganz „normale Publikum“ wie uns zugänglich.
An den hier erhältlichen Spezialitäten können wir natürlich nicht vorbeigehen und so starten wir wenig später, frisch gestärkt unseren Spaziergang im Garten.
Technik und Architektur hatten bei der Anlage dieses Projekts einen großen Anteil. Dies schon alleine deshalb, da nicht nur der Garten sondern auch das Land auf dem er sich befindet erst geschaffen werden musste. Unter diesem Aspekt betrachtet, passen die riesigen, kunstvoll gestalteten Skulpturen welche entfernt an Bäume erinnern, sehr gut hierher. Auch wenn wir bei ihrem Anblick ein wenig das Gefühl haben, einen Blick in eine weit entfernte Zukunft zu werfen.
Doch es gibt auch eine wunderschön angelegte Parkanlage, in der man stundenlang „lustwandeln“ könnte – wenn es nicht soooo heiß wäre. Wir sind nach etwas mehr als einer Stunde schon „naßgeschwitzt“ und freuen uns auf die kalte Dusche im Hotel, ehe wir in das bunte Treiben von „Little India“ eintauchen.
Hier schickt das Diwali (Lichterfest) seine Boten voraus. Farbenfrohe Straßenbeleuchtungen zeugen von diesem hinduistischen Fest, welches mit unserem Weihnachtsfest vergleichbar ist.
Wir lassen uns von der Menge durch den Basar treiben. Vorbei an bunten, glitzernden und leuchtenden Verzierungen aller Art. Es riecht nach Gewürzen und Räucherstäbchen und in Verbindung mit den Klängen der indische Musik und Frauen in wunderschönen Saris fühlen wir uns wie in 1000 und einer Nacht.
Unsere hungrigen Mägen erinnern uns jedoch daran, dass die Abendessenzeit schon längst überschritten ist. Trotzdem reiße ich mich nur ungern von dem gebotenen Schauspiel los und wir probieren eines der indischen Restaurants, in dem wir uns bei der würzigen Küche im wahrsten Sinne „den Mund verbrennen“. Geschmeckt hat es uns trotzdem ;-).
Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes lassen wir uns noch mit einem der Ausflugsboote am Fluss durch die Stadt führen. Von dieser Perspektive haben wir einen wunderbaren Blick auf die Hochhäuser und teilweise recht futuristisch anmutenden Bauwerke wie zum Beispiel das Konzerthaus welches mich entfernt an eine Salatschüssel erinnert.
Auch dem Wahrzeichen von Singapur – dem Merlion (eine Zusammensetzung der Wörter Mermaid – Seejungfrau und Lion-Löwe) kommen wir auf diese Art sehr nahe. Die Statue mit dem Körper eines Fisches auf dem der Kopf eines Löwen sitzt, soll einerseits Stärke und Furchtlosigkeit symbolisieren und andererseits Singapurs besondere Verbindung mit dem Meer verdeutlichen.
Eines der Highlights unseres Singapuraufenthaltes haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben. Sentosa die Vergnügungsinsel, nur zu Fuß oder mit eigener Bahn erreichbar beherbergt neben allen möglichen Vergnügungsparks, auch ein wunderschönes Aquarium.
Hier gibt es das größte Becken mit der weltweit größten Plexiglasscheibe. Hinter dieser tummeln sich unzählige Meeresbewohner die – wie es scheint – sich im Einklang der spielenden Musik bewegen.
Sogar Mantarochen schweben übers künstliche Riff und spielen mit den Blasen einiger Taucher die offensichtlich fürs leibliche Wohl der Insassen zuständig sind. Ein Anblick der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Hallo lieber Bernd – schön von dir zu hören/lesen und herzlichen Dank für deine „Übersetzung“. 😉
Tja und – knisternde Flammen im wärmenden Ofen – das hat schon auch was – ganz liebe Grüße aus der Ferne.
Lieben Dank wieder einmal für diesen tollen und umfassenden Bericht!!
Für alle Nicht-Österreicher ->
Kelomat ist der Markenname eines Schnellkochtopfes in Österreich. Das oberösterreichische Unternehmen Gruber & Kaja hat ihn in den 1950er Jahren entwickelt, der Name wurde in Österreich zum Synonym für einen Schnellkochtopf. …
http://de.wikipedia.org/wiki/Kelomat
LG vom Bernd aus einem klassisch norddeutschen November – im Ofen lodern die Flammen und wärmen die Stube…