12.11. – 18.11.2010
Charleston – eine Reise wert!!!
Diese Stadt, welche 1670 gegründet und nach dem englischen König Karl II. benannt wurde, gilt als nordamerikanisches Architektur-Juwel. Einst die Drehscheibe des Sklavenhandels der britischen Kolonien fühlt man sich bei einem Spaziergang durch die Stadt fast in diese Zeit zurückversetzt.
Zwar wurden bei dem großen Erdbeben 1886 fast alle Gebäude zerstört, doch innerhalb von vier Jahren hatte die Bevölkerung sie wieder aufgebaut.
Der Stolz und die Begeisterung, den die Einwohner hier für „ihre Stadt“ empfinden, ist für uns fast körperlich fühlbar.
Somit sieht Charleston nicht nur anders aus, als die Städte die wir bisher besucht haben, sondern es fühlt sich auch anders an – soweit man das von einer Stadt sagen kann.
Wir durchstreifen die Straßen mit unseren Rädern, lassen uns von einem einheimischen Führer mit einem Bus die verschiedenen Sehenswürdigkeiten und die „Geschichten der Stadt“ erklären und erkunden mit einem Leihauto die weitere Umgebung.
Ein absolutes Highlight ist sicher der Besuch in der Boone Hall Plantage. Sie ist eine der ganz wenigen noch bewirtschafteten Plantagen. Deshalb steht sie auf meiner „Wunschliste“ ganz oben. Zwar gestaltet sich unsere Besichtigung etwas anders als erwartet – aber auf Überraschungen müssen wir ja immer gefasst sein.
Diese Plantage können wir mit einem Autobus und den Rädern gut erreichen und so starteten wir am frühen Vormittag unsere Tour. Nach knapp einer Stunde Fahrzeit erreichen wir auch wirklich ganz bequem unser Ziel.
Der starke Konflikt, welcher zwischen Nord- und Südstaaten immer noch herrscht, wird an diesem Wochenende hier demonstriert. „Die Schlacht von Secessionville“ wurde im Jahre 1862 von den „Südstaatlern“, die sich in der Unterzahl befunden haben, gewonnen.
Darauf sind sie heute noch stolz. Und dieser Stolz ist der Grund, dass eine Gruppe von 100 bis 200 Menschen sich für ein Wochenende ins 18. Jahrhundert zurückbegibt. Wir haben das zweifelhafte Vergnügen diesem Ereignis beiwohnen zu dürfen.
Gleich nach unserer Ankunft werden wir von Frauen und Mädchen in langen Kleidern und Männern in altertümlichen Uniformen empfangen. Wir fühlen uns wie im Freilufttheater.
Aber auch einen interessanten Vortrag über die Gullah-Kultur der Sklaven können wir hören und deren Unterkünfte besichtigen. Gullah entwickelte sich auf den frühen Reisplantagen in South Carolina, wahrscheinlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Da es dort eine große Anzahl von Sklaven gab, die aus verschiedenen westafrikanischen Ländern nach Amerika gebracht wurden. Um miteinander und mit ihren englischsprachigen Herren zu kommunizieren, entwickelten die Sklaven Gullah aus einer Mischung von Englisch und verschiedenen afrikanischen Sprachen.
Doch diesem Teil der amerikanischen Geschichte wird von den hellhäutigen Mitbürgern nicht so große Bedeutung beigemessen.
Viel lieber lustwandeln die Damen mit ihren Roben durch den Garten und die Herren der Schöpfung demonstrieren bei Exerzierübungen mit ihren antiken Gewehren und auch im „echten Kampf“ ihre Unerschrockenheit und ihren Mut.
Da wir unseren Bus retour nicht verpassen wollen, müssen wir uns bald nach Beginn der „Schlacht“ verabschieden.
Wir radeln ein Stück die Hauptstraße entlang und warten dann mit zusammengeklappten und in Taschen verpacken Rädern auf den Bus.
Doch noch bevor dieser kommt, bleibt ein Transporter – der kurz vorher an uns vorbeigefahren und wieder kehrtgemacht hat – neben uns stehen.Er lädt uns ein, mitzufahren – „die Busse hier sind nicht sehr zuverlässig“ meint er und bringt uns bis ins Zentrum von Charleston.
Wieder einmal profitieren wir von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in den Vereinigten Staaten.
Um auch die weitere Umgebung von Charleston besichtigen zu können, nehmen wir uns ein Leihauto.
Wir beginnen den Tag mit „Nordamerikas einziger Teeplantage“. Zwar gibt es zu dieser Jahreszeit keine Produktion mehr, aber die Bustour durch die Teeplantage mit der interessanten Erklärung unseres Fahrers gefällt uns sehr gut.
So kann ich es auch nicht lassen und muss einen – ganz ökologisch angebauten Tee – einkaufen. Er ist wirklich köstlich!
Nach einem kurzen Abstecher zu einem uralten riesigen Eichenbaum, geht es weiter zur Mangnolia Plantage.
Diese Plantage ist eine der schönsten und meistbesuchten. Die Betreiber geben sich auch sehr viel Mühe, den Besuchern diese Touristenattraktion schmackhaft zu machen. Sogar Alligatoren räkeln sich auf vorbereiteten Rampen der ehemaligen Reisfelder und bieten damit ein hervorragendes Fotomotiv.
Hier nehmen wir erst mal an einer geführten Tour mit einem kleinen Zug teil und erkunden dann einen Teil der Plantage mit unseren Rädern. Dabei begegnen wir einer nicht so freundlichen Bewohnerin.
Nach einem kurzen Besuch im nahen Outlet Center bringen wir dann unser Leihauto wieder zurück.
Noch eine Sehenswürdigkeit von Charleston dürfen wir uns einfach nicht entgehen lassen, das Fort Sumter. An diesem historischen Kriegsschauplatz wurde am 12. April 1861 der erste Schuss des amerikanischen Bürgerkriegs abgegeben.
Eine Woche Stadtbesichtigung ist für uns dann endgültig genug, und so verlassen wir dieses schöne Städtchen.
Zwar ist das Wetter hier schön und warm aber die nächste Kaltfront kommt bestimmt und dann wollen wir schon wieder ein Stück weiter im Süden sein.