02. – 06.12.2010
ICW bedeutet Buchten, Flüsse und Kanäle befahren. Manchmal in der totalen Einsamkeit und dann wieder entlang von wunderschönen Häusern.
Wieder einmal wird es wärmer und wir können uns von zwei bis drei Schichten Kleidung befreien – es ist wunderbar, nur in Jeans und Leibchen an Deck sitzen zu können.
Das Wissen, an diesem Tag noch St. Augustine zu erreichen, lässt uns die Fahrt durch endlos scheinende Kanäle in der wärmenden Sonne wirklich genießen.
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel. Die Ankerplätze sind recht weit draußen und so gönnen wir uns eine Boje genau vor der Stadt. Die Aussicht auf die weihnachtlich beleuchtete Uferpromenade ist märchenhaft.
Da wir ohnehin ins Marina Büro müssen, bummeln wir noch am Abend durch die Gassen der Stadt in denen sich für uns ungewohnt viele Touristen tummeln.
Gleich in der Nähe des Hafens werden wir von einer Tafel über die lange Geschichte St. Augustins aufgeklärt. Diese Stadt wäre nämlich die älteste der Vereinigten Staaten, mit einer Chronik die 444 Jahre zurückreicht.
San Agustin wurde 1565 von den Spaniern gegründet und war damit die erste europäische Siedlung auf dem nordamerikanischen Festland, die dauerhaft Bestand haben sollte. Da allerdings Florida erst 1857 der 27. Bundesstaat der USA wurde, zählt die Vergangenheit vor der Zugehörigkeit nicht.
Von den Prospekten, die wir uns noch an diesem Abend mitgenommen haben, erfahren wir, dass hier am nächsten Vormittag der längste Weihnachtsumzug Floridas stattfinden wird.
Den wollen wir natürlich nicht verpassen. Auch wenn es unserer Meinung nach am 4. Dezember noch ein wenig früh für einen Weihnachtsumzug ist.
Aber Christkindlmärkte gibt es hier nicht – man kennt ja kein Christkind – und irgendwie müssen sich die Menschen ja weihnachtlich einstimmen.
Und da sind dann auch wirklich alle öffentlichen Stellen, Schulen, Vereine und sonstige Gruppierungen dabei. Sie winken wünschen „Happy Christmas“ und verteilen Süßigkeiten an die Kinder.
Der Umzug ist laut, bunt und fröhlich – nur weihnachtlich stimmt er uns eigentlich nicht. Doch möglicherweise fehlen uns dazu auch nur die Kälte und der Schnee.
Das Schlusslicht bleibt dann – ganz dem amerikanischen Sicherheitsgedanken treu bleibend – dem Weihnachtsmann am Feuerwehrauto vorbehalten.
Heute ist viel los in der Stadt. Zusätzlich zum Weihnachtsumzug findet an diesem Abend auch noch die British-Night-Watch-Parade statt.
Das ganze Wochenende über, wird der kurzen britischen Besatzung im 18. Jahrhundert gedacht.
So sehen wir in der ganzen Stadt Soldaten und Zivilisten die aus dieser Zeit stammen könnten.
Ganz offensichtlich ist dies ein willkommener Anlass für viele, ihrer Vorliebe für Verkleidung frönen zu können.
Immer wieder überrascht es uns, dass diese – doch gar nicht so rühmliche – Vergangenheit von den Amerikanern dermaßen zelebriert wird.
Die Parade lassen wir uns jedoch nicht entgehen.
Vorne gehend die Musikanten, gefolgt von den Soldaten und das Schlusslicht machen dann die Familien mit brennenden Kerzen.
Die Stadt haben wir ausreichend besichtigt – doch auf meiner „das-möchte-ich-sehen-Liste“ steht auch noch die Alligatorfarm.
Wir sind sicher die einzigen, die dorthin mit den Rädern fahren.
Hier leben viele verschiedene Alligatorenarten. Sogar ein Albino liegt im Schatten, da er andernfalls einen Sonnenbrand bekommen würde.
Auch ein kurzer Vortag über Schlangen ist im Eintrittspreis inbegriffen, und da lassen wir es uns nicht entgehen, nähere Bekanntschaft mit diesen schönen Tieren zu machen.
Am nächsten Tag schaffen wir es – trotz einiger Schwierigkeiten – unsere Gasflaschen füllen zu lassen.
Dann verabschieden wir uns von St. Augustin und ziehen weiter in den Süden – die nächste Kaltfront sitzt uns schon im Nacken.