Unser Beiboot

Die Auswahl eines „optimalen“ Beibootes fiel uns besonders schwer und die Entscheidungsfindung beschäftigte uns weiter, als wir schon längst unterwegs waren.
Am Anfang stand die Überlegung: Auf einem Katamaran mit serienmäßigen Davits besteht keine Notwendigkeit eines kurzlebigen Schlauchbootes, das sich in der südlichen Sonne sehr bald auflösen würde. Also träumten wir von einem festen Beiboot und, wenn schon, denn schon, wäre halt eine dazu passende Besegelung des Skippers Traum, Außenborder benötigen Treibstoff und machen Lärm. Die Suche nach einem perfekten „Wunderwuzi“, natürlich tropentauglich und vielleicht auch als (segel- und damit steuerbare) Rettungsinsel verwendbar, trieb die Preise in schwindelnde Höhen.

Bei dem Gedanken dieses Wunderding dann unbeaufsichtigt an einer Stadtmole hängen oder am Strand liegen zu lassen, wurde uns ganz übel.
Da kam uns das Internet zur Hilfe: Über Ebay ersteigerten wir um günstige 280 € ein angeblich 3m langes festes Beiboot mit kompletter Besegelung und Hänger dazu – allerdings in Bayern. Da wir den mit gekauften und nicht zugelassenen Hänger die 500 Autobahnkilometer nicht zumuten wollten, borgten wir uns bei Freunden (danke Manfred!) einen „echten“ Bootsanhänger und holten damit unser neues Boot von einem Bauernhof in einem verschlafenen Nest in Nordbayern ab und führten es erst einmal an den Wolfgangsee zum „Probesegeln“.
Da das Boot nicht allzu schwer (wir müssen es ja zu zweit an den Strand tragen können) und die Segel soweit o.k. aussahen – waren wir kurzfristig glücklich – bis wir die Länge des Bootes nachgemessen hatten. Das gute Stück maß genau 3.70 m und war damit um gut 60 cm zu lang um zwischen die Rümpfe unseres Katamarans zu passen.

Nun war guter Rat teuer. Das Wochenende ging bald zu Ende und wir beschlossen unser neu erstandenes Boot so rasch als möglich wieder zu verkaufen – und uns um ein kleineres umzusehen. Zu unserer Überraschung gab es für das nun annoncierte „Fischerboot“ weit mehr Interessenten als für das gekaufte Segelboot, und bereits am ersten Tag meldete sich eine Interessent, der es haben wollte, weil ihm das seine zu klein (!) sei. Aus dem geplanten Verkauf wurde ein Tausch. Wir verkauften um 380.-, und kauften um 200.-. Wir hatten also um 100.- Euro ein Beiboot erstanden, das allerdings noch aus Gleisdorf in der Steiermark abzuholen war, was unser Freund Martin (www.booteklinger.at) für uns besorgte.

Probefahrt

Probefahrt

Die Optik des „neuen“ Bootes war zugegeben gewöhnungsbedürftig, aber wir hatten ein festes 3m-Boot, das mit großer Wahrscheinlichkeit kaum das Interesse anderer wecken würde. Besegelung war nun natürlich keine mehr dabei – dafür war es „sauschwer“.
Der Transport am Dach des Mercedes-Busses nach La Rochelle war problemlos (danke Martin!) und zu dritt schafften wir es auch, das Boot vom Dach auf unseren Kat zu schaffen. Dort wurde uns bald klar, dass wir auf Grund des hohen Gewichts unseren Davits keine weiteren Lasten mehr zumuten durften und dafür zu sorgen hatten, dass Wasser durch einsteigende Wellen raschest wieder abfließen muss. Wir schnitten daher den Boden unseres neuen Stücks auf einer Länge von 80 cm auf und versuchten ein 4 cm dickes PVC- Drainagerohr mit Epoxikit und reichlich Sikaflex einzulaminieren. Schöner ist unser Boot dadurch nicht unbedingt geworden – aber es war ein gute Übung für den Skipper mit Epoxi umgehen zu lernen.
Dann noch die notwendigen Befestigungsösen am Beiboot angebracht, den gebraucht in Wien gekauften 2-Takt-Motor montiert und eine Probefahrt im Hafen von La Rochelle mit dem erfreulichen Ergebnis: wir haben ein in jeder Hinsicht „einmaliges“ Beiboot, das uns sicher nicht gestohlen werden wird.
letzte Fahrt

letzte Fahrt


Beim ersten Versuch unser Wunderding mit Burgenländischer Zulassungsnummer zu zweit an den Strand zu ziehen, wurde uns allerdings klar, dass uns beiden dies leider nicht einmal ohne Motor möglich ist und wir uns daher bei nächster Gelegenheit doch um ein anderes Boot umsehen müssen – aus Gewichtsgründen vermutlich doch um ein Schlauchboot. Aber es musste zumindest nicht sofort sein – wir wollten auf eine Gelegenheit warten.

Leider passierte uns vor Faro ein kleines Maleur: beim Anlegen mit unserem schweren Beiboot am Kat machte sich der 5-PS Mariner Außenborder selbstständig und versank im nur 4m tiefen Wasser keine 10 m hinter dem Heck des Kats. Wir wollten den Motor am Abend nur kurz ausprobieren, und hatten ihn am Beiboot noch nicht gesichert. Ich gebe ja zu, das Nachspringen in dem trüben Wasser war nicht gut überlegt – ich hätte den Motor ohne Flossen kaum halten können. Dafür wäre ich in der starken Strömung bald nicht mehr zum Schiff gekommen. Aber gut, war eben ein Versuch. Weitere Versuche folgten: Bei Niedrigwasser (ohne Strömung) war es zwar schon finster, aber mit 8mm-Ankerketteund 2 Leinen versuchen wir den Grund abzusuchen. Die Sicht unter Wasser war auch bei Tag maximal ein halber Meter, oft hat man den Grund eher gefühlt als gesehen. Zwar hatten wir zwei komplette Tauschausrüstungen an Bord – allerdings noch kein Blei und noch keine Flaschen. Die wollten wir erst besorgen, wenn wir in Tauchrevieren waren …

der Tausch

der Tausch

Als wir auch beim nächsten Niedrigwasser am nächsten Morgen nicht fündig wurden, baten wir einen einheimischen Nachbarlieger um Hilfe. Ohne Außenborder konnten wir in Faro nicht an Land. Wie das Leben halt so spielt – er kannte jemanden, der ein gebrauchtes Schlauchboot in der richtigen Größe mit Außenborder verkaufen wollte und organisierte den Transport von alt und neu und dolmetschte beim Verkauf. Als Lohn für seine Dienste durfte er sich unser inzwischen lieb gewonnenes Beiboot behalten.

unser neues Schlaucherl

unser neues Schlaucherl

Wir sind also jetzt mit einem völlig unauffälligen, ganz gewöhnlichen Schlauchboot unterwegs – und wenn dir einmal in der Nähe von Faro ein gelbes 3m-Boot mit burgenländischer Zulassungsnummer begegnen sollte, weiß du wie es dorthin gekommen ist.