10.06. – 01.07.11
78 maximal 3m über dem Meeresspiegel hinausragende Atolle und drei Koralleninseln – 850m2 Gesamtlandfläche verstreut auf 20.000km2 – das sind die Tuamotus. 18.000 Menschen leben auf den größten der fünf Archipele Französisch Polynesiens hauptsächlich von Tourismus und Perlenzucht.
Für uns bedeuten diese Atolle zum ersten Mal das Gefühl wirklich in der Südsee gelandet zu sein. Wie ein wunderschönes Kalenderbild, welches man in kalten Dezembertagen wehmütig betrachtet, präsentieren sich die kleinen palmenbewachsenen Inseln, umspült vom türkisblauen Meer.
Nur drei andere Segelboote ankern mit uns vor der kleinen Stadt Kauehi im gleichnamigen Atoll.
Obwohl heute Samstagvormittag ist, wirkt bei unserem ersten Landspaziergang der kleine Ort wie ausgestorben. Unwillkürlich habe ich da ein Bild im Kopf – selbe Zeit, anderer Ort – ein Einkaufszentrum in Wien. Welch ein Unterschied – als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet.
Doch auch die Menschen sind nicht vergleichbar – hier kommen wir schnell mit den freundlichen Bewohnern ins Gespräch und ehe wir uns versehen, hat jeder von uns eine frisch gepflückte und geöffnete Kokosnuss in der Hand.
Preis für diesen wunderbaren Durstlöscher wird uns keiner genannt. Dann werden wir alle ins Auto gepackt und noch schnell zum „Magazin“ geführt.
Wer weiß, manchmal öffnet es nur für ein paar Minuten und wir freuen uns doch schon auf frische Baguettes.
Wir verabschieden uns von Marie mit einem herzliches Dankeschön und einer Verabredung zur Sonntagsmesse – da wollen wir uns dann mit ein paar kleinen Mitbringseln revanchieren.
Im gut besuchten Dorfladen finden wir dann auch wirklich das köstliche französische Stangenbrot. Sogar Joghurt und Käse können wir kaufen, welches, wie die meisten Waren, heute Morgen mit dem Flugzeug geliefert wurde.
Die größeren Waren wie z.B. Autos, werden mit dem einmal wöchentlich einlaufenden Versorgungsschiff gebracht. Dieses nimmt auch die Erträge der Kopraproduktion mit. Das getrocknete Kokosnussfleisch und die wunderschönen schwarzen Perlen sind die Exportgüter dieser Atolle.
Am nächsten Morgen finden wir uns, gemeinsam mit Leena und Peter von der Nicone, pünktlich um acht Uhr morgens zur Pfingstsonntags-Messe ein. Praktischerweise feiern in der kleinen Dorfkirche die katholischen und evangelischen Christen gemeinsam.
Ein ganz wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes sind die Lieder – da stört es auch nicht, wenn wir die Sprache nicht verstehen. Statt Gold, Silber und Heiligenfiguren besteht der Kirchenschmuck hier aus bunten Wimpeln, Muscheln und wunderschönen Blumenkränzen. Alles wirkt hell und fröhlich – wie die Menschen.
Nach der Messe treffen wir Marie, die uns gemeinsam mit ihrem Mann Pomarie mit einem ansehendlichen Vorrat an frischen Kokosnüssen versorgt. Daraufhin laden wir die beiden am Nachmittag zum Kaffe auf die Cul8r ein.
Mit unseren neuen polynesischen Freunden kommen dann auch Leena mit Peter und Magret mit Roi von der Barnstorm, so sind wir schlussendlich eine recht große Runde, die bis in den frühen Abend Erfahrungen austauscht.
Pomare, unser polynesische Gast, erklärt uns auch woran man erkennen kann, dass ein Fisch mit Ciguatera vergiftet ist. Laut seiner Erfahrung soll der tote Fisch nach einer halbe Stunde steif sein. Ist er nach dieser Zeit noch weich, dann bedeutet dies, dass er vergiftet ist. Wir beschließen trotzdem uns lieber auf die Erfahrung der Einheimischen zu verlassen oder- besser noch – gar keine Riff-Fische zu essen.
Am nächsten Tag queren wir das Atoll und finden einen wunderschönen einsamen Ankerplatz. Peter hat ein Problem mit seinem Toplicht und muss in den Mast. So bekommen wir eindrucksvolle Bilder von unserer Cul8r.
Beim Ankern genießen wir das ruhige Wetter. Am Weg nach Fakarava hätten wir uns allerdings schon ein wenig Wind gewünscht. Doch leider können wir die 40sm zum Südpass des nächsten Atolls nur mit Motorhilfe bewältigen.
Mit der dadurch gewonnenen Energie lassen wir den Watermaker arbeiten und damit er nicht als einziger an diesem Tag fleißig ist, verbrauchen wir einen Teil des soeben gewonnenen Süßwassers gleich wieder zum Wäsche waschen.
Zwar haben wir genug Kleidung für mehrere Monate, doch wenn wir die benützte Wäsche länger liegen lassen, können wir sie gleich entsorgen. Schnell wird diese am Boot schimmlig und unansehnlich. Als wir am späten Nachmittag die Einfahrt zum Atoll erreichen, ist unser Wassertank gut gefüllt und die Wäsche wieder sauber und trocken im Kasten.
Lange dürfen wir uns nicht mehr Zeit lassen, um zwischen den vielen Korallen einen Sandfleck für unseren Anker zu finden. Rasch geht hier die Sonne unter und dann ist es bald stockfinster.
Da jedoch fast kein Wind ist, hoffen wir, dass sich unsere Kette nicht zwischen den Korallen verhängt und genießen den Abend mit Birgit und Florian von der Fidelio. Die beiden kommen auch aus Österreich und es ist immer wieder schön, so reden zu können wie uns der Schnabel gewachsen ist.
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir am nächsten Vormittag gemeinsam zum Pass und lassen uns, mit dem Dinghi an der Leine, von der Strömung wieder ins Atoll treiben. Wie im Aquarium fühlen wir uns umgeben von einer traumhaften Unterwasserlandschaft mit Riffhaien und vielen bunten Fischen.
Das doch recht kühle Wasser beendet unser Vergnügen und mit eindrucksvollen Bildern in Kopf und blauen Lippen geht’s wieder aufs Boot. Beim anschließenden Insel-Spaziergang wird uns jedoch bald wieder warm und wir starten zur zweiten Schnorchelrunde des Tages.
Am Nachmittag wechseln wir dann auf die andere Seite des Passes wo wir – wie erhofft – etwas mehr Sandgrund und weniger Korallen vorfinden. Außer uns ankern hier noch mindestens zehn andere Segler und wir treffen wieder einige Bekannte.
Auch wenn wir mit unterschiedlichem Tempo unterwegs sind – durch die morgendliche Funkrunde bleiben wir untereinander in Kontakt und irgendwo kreuzen sich unsere Wege meinst wieder. Die Erlebnisse der Zwischenzeit sorgen dann dafür, dass uns der Gesprächsstoff nie ausgeht.
Fakarava ist mit einem Durchmesser von 30 sm eine der größten Lagunen und so können wir auch an einem Starkwindtag recht bequem innerhalb des Atolls vom Süd- zum Nordpass segeln.
Dort befindet sich das einzige Dorf des Atolls, wo es nicht nur drei Geschäfte, sondern auch eine Bäckerei gibt. Dieser Ort ist recht weitläufig sondern er verfügt auch – seit einem Besuch des französichen Präsidenten vor einigen Jahren – über eine asphaltierte Straße und so bekommen unsere Räder auch wieder etwas zu tun.
Unseren Radausflug nutzen wir unter anderem um bei „Anita“, eine Restaurant-Empfehlung von Seglerfreunden, für den Abend den einzigen Tisch zu reservieren. Auch der kleinen Gärtnerei des Ortes statten wir einen Besuch ab. Hier bekommen wir Fisolen, Melanzani und Paprika – mehr gibt es zurzeit nicht. Das meiste Obst und Gemüse kommt per Schiff oder Flugzeug aus Tahiti – hier gibt es nicht genug Wasser für richtige Plantagen.
Rechtzeitig um 17 Uhr treffen wir uns mit Anita am Dinghidock. Sie holt uns persönlich mit einem Pickup ab und chauffiert die lustige Runde, bestehend aus der Crew von Barnstorm, Fidelio und Cul8r, auf der Ladefläche zu ihrem circa sieben Kilometer entfernten Lokal.
Dort verwöhnt sie uns dann mit rohem Thunfisch in verschiedenen Variationen. Hauchdünn geschnitten als Carpaccio, mit verschiedenem Gemüse und Kokosmilch gemischt als Poisson Cruz und mit rohem Gemüse und Curry auf chinesische Art – einfach köstlich.
Noch vor einem Jahr wäre ich über so eine Menüfolge richtig unglücklich gewesen – heute kann ich diese Spezialitäten wirklich genießen.
Zum Abschluss wird dann noch getanzt – ein gelungener Abend – darin sind wir uns alle einig.
Die Tuamotus sind für ihre schwarzen Perlen bekannt und so freuen wir uns schon auf dem Besuch einer Perlenfarm, welcher am nächsten Tag auf unserem Programm steht. Hier lernen wir, dass die Perlenproduktion eine recht langwierige und auch mühsame Sache ist.
18 Monate dauert es, bis die Austern groß genug sind um ihnen einen Nucleus – das sind weiße Kugeln aus Muschelsand – in den Perlensack einsetzten zu können. Für diese Arbeit werden speziell ausgebildete Mitarbeiter aus China eingeflogen.
Danach ist wieder Geduld angesagt. In den folgenden 18 Monaten überzieht die Muschel den Fremdkörper mit glänzendem schwarzem Perlmutt. Vom Spezialisten werden diese dann entnommen. Sollte die Perle dem Schönheitsideal entsprechen, wird ein weiterer Nucleus eingesetzt. Bei besonders guten Muscheln kann diese Prozedur bis zu vier Mal wiederholt werden.
Ein Nukleus wird eingesetzt
Die aussortierten Muscheln kommen in den Kochtopf, die Muschelschalen werden nach China verkauft, wo daraus Knöpfe und Schmuck gefertigt werden. Einige der schönen, glänzenden Perlen werden uns dann zum Kauf angeboten.
Nach so viel Gesellschaft zieht es uns ein wenig in die Einsamkeit und so wechseln wir von Fakarava in das nur wenige Meilen entfernte, aber wesentlich kleinere Atoll Toau. Nicht viele Segler verirren sich hierher und wir genießen ein paar ruhige Tage.
Bei einem Insel-Spaziergang lernen wir eine kleine Familie bestehend aus Mutter und zwei erwachsenen Söhnen kennen. Diese versorgen uns mit Kokosnuss, Fisch und gekochten Garnelen und wir revanchieren uns mit Zigaretten, Bier und anderen kleinen Geschenken.
Hier wird ein Dach geflochten
Von ihnen erfahren wir auch, dass außer ihnen noch zwei andere Familien in diesem Atoll von der Kopraproduktion leben. 5 Tonnen getrocknete Kokosnüsse pro Monat werden von dem wöchentlichen Versorgungsschiff abgeholt. Sie selbst essen hauptsächlich Fisch, der in diesem Atoll ungefährlich ist.
So ein Leben ist für uns nur schwer vorstellbar – wir bevorzugen das Wanderleben – und ziehen ein Stückchen weiter auf die Nordwestseite des Atolls.
Dort liegt die Amyot Bay, bei Seglern sehr beliebt, wegen ihrer Bojen und dem Familienrestaurant am Strand. Beides wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir schnorcheln im türkisblauen Wasser, lassen uns von der Strömung treiben und genießen am Abend das wunderbare Essen von Valo und Gaston.
Es gibt rohen Thunfisch, gebackenen Papageifisch und gegrillte Garnelen bis zum Abwinken. Dazu wird Reis und Kokosbrot gereicht und zum Abschluss bekommt jeder noch ein großes Stück Kokoskuchen. Zu trinken gibt es nur Wasser – andere Getränke sind vom Boot mitzubringen.
Hier könnten wir es länger aushalten – aber das wäre ganz sicher sehr schlecht für unsere Figur – diese würde dann bald dem polynesischen Schönheitsideal entsprechen.
Um dem vorzubeugen, verlassen wir schweren Herzens dieses wunderschöne Fleckchen Erde und damit auch die Tuamotus.
Wir wollen das vorhergesagte Wetterfenster nutzen um in zwei Nächten und einem Tag nach Papeete auf Tahiti zu segeln. Eines der ganz großen Traumziele aller Segler.
Hallo ihr Lieben! Großartig eure Bilder und Berichte – es freut uns, dass es euch so gut geht. Wir genießen zur Zeit unsere Südsteiermark mit den Radwanderwegen, Thermalbädern und vor allem den hervorragenden Buschenschänken mit heimischen Schmankerln :-)))
Ende August gehts wieder auf die Cayenne, die in den San Blas auf uns wartet und dann ab durch den Kanal und in Richtung Hawaii….
Wünschen euch weiterhin so viel Spass und passt gut auf euch auf!
Fühlt euch gedrückt von uns! Sabine und Hannes
Hallo an die September – unbekannter Weise!
Vielleicht kreuzen sich unsere Wege einmal – wäre nett mit euch Erfahrungen auszutauschen
Wir werden für die Hartbergers einen Fisch mitessen. Bei uns regnet es zwar auch immer wieder – aber nur kurz und bei trotzdem angenehmen Temperaturen.
LG aus Huahine
Hallo U2!
Schön, dass ihr eine so schöne Reise für euch macht! Wir sind seit 2004 unterwegs und waren 2009 in den Tuamotus. Wir haben jede Sekunde genossen.
Liebe Grüße von Bord zu Bord
Gaby & Hans
SY September (AT)
Hallo ihr Zwei
Habe gerade, an einem kalten verregneten Sonntag, euren Bericht über die unglaublichen Inseln gelesen. So viel Fisch zu essen wäre für mich nichts und daher kann ich auch kein Perlenzüchter werden.
Ich wünsche euch noch weiterhin so viele Erlebnisse und freue mich schon auf den nächsten Bericht damit ich die grosse weite Welt aus Wien miterleben kann.