02.10.2010 – 17.10.2010
Annapolis wir kommen
In Annapolis – der Hauptstadt von Maryland – findet die weltgrößte Segelbootshow statt, und dieses Ereignis wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Bei wunderschönen Segelwetter heißt es deshalb am 02.10.2010 in Atlantic Highlands Anker auf und wir lassen uns vom Spinaker bei leichtem Wind 54 sm bis Barnegat Light ziehen. Segeln wie im Bilderbuch.
Hier übernachten wir und starten am nächsten Morgen schon um 6:30 Uhr, da der Wetterbericht immer stärker werdenden Wind und ab Mittag auch Regen vorhersagt.
Kaum haben wir das Inlet von Barnegat hinter uns und kommen aufs „offene Wasser“, da weht es schon mit 30 – 35kn. Doch zu unserem Glück ist der Wind mit uns und wir brauchen nur die Genua auszurollen um recht flott nach Atlantic City zu kommen. Hier wollen wir nochmal die Stadt und das Outlet-Center unsicher machen. Aber Petrus ist gegen uns und überschüttet uns zwei Tage lang mit Wasser. Nur einmal in dieser Zeit, können wir uns aufraffen und fahren in voller Regenmontur mit Stiefeln zum nahen Supermarkt. Es regnet, ist ekelig kalt und windig – ein Wetter zum verkriechen. So wird es nix mit Stadtbummel in Atlantic City – Annapolis ruft.
Am 5.10. geht es deshalb weiter – diesmal Wind „auf Schnautze“ aber diesmal „nur“ 20 kn und so sind wir mit einfach gereffter Genua und zweifach gerefftem Groß fast sieben Stunden „auf der Kreuz “.
Edi sitzt wieder mal mit Skiunterwäsche, Ölzeug, Handschuhen und Haube am Ruder und ich lege mich vorsichtshalber nieder. So ist es nicht wirklich schlimm, nur kalt, und wir sind froh als wir in einer schönen Bucht vor dem Cape May unseren Anker fallen lassen können.
Viel Böses haben wir schon von den Wind und Strömungsverhältnissen in der Delaware Bay gehört und gelesen. Und auch wir bekommen dort „eine aufs Dach“. Ist der erste Teil bis zum Cap May noch recht gemütlich so kämpfen wir uns in der riesigen Bucht dann gegen Wind, Strom und einer steilen kurzen Welle in Richtung Norden. Jedes Mal wenn unsere Cul8er in eine Welle kracht und entsprechend knarrt und stöhnt – leidet Edi körperlich.
Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles – wenn es nur lange genug dauert. Am Nachmittag, als wir so richtig „weichgeschüttelt“ sind, erreichen wir den inneren Teil der großen Bucht und es wird merklich ruhiger bei uns am Schiff.
Jetzt haben wir auch mitlaufenden Strom und schaffen es bis 20:30 Uhr nach Reedy Island, wo wir einen ruhigen Ankerplatz für die Nacht finden.
Am nächsten Tag begrüßt uns wieder die Sonne vom blauen Himmel – wir starten aber erst kurz vor 11 Uhr zur Fahrt durch den C&D-Kanal, der die Delaware- und die Chesapeake Bay verbindet, damit wir die Strömung mit uns haben.
Mehr als zwei Stunden bekommt unser Motor Unterstützung durch die mitlaufende Strömung und wir lassen uns mit niedriger Drehzahl durch den idyllischen Kanal treiben.
Doch gleich bei deren Einfahrt zur Chesapeake Bay ist es vorbei mit der Idylle und es bläst uns wieder ein kräftiger Wind auf die Nase. Tapfer kämpfen wir uns bis Rock Hall und finden ein ruhiges beschauliches Plätzchen in einem nahen Creek.
Knapp nach Sonnenuntergang fällt dort der Anker, also nennen wir den Sundowner heute halt Manöverschluck.
Der letzte kleine „Sprung“ bis Annapolis ist bei leichtem Wind und Sonnenschein ein Segeln das mich wieder ein wenig mit den letzten Tagen versöhnt. Um 14:20 fällt unser Anker vor Annapolis wo wir schon von weitem die Zelte und beflaggten Segelmasten sehen können. Diese Segelbootshow haben wir uns redlich erarbeitet und tapfer erkämpft!
Zwei Tage lang wandern wir von einem Stand zum nächsten und lassen mit unserem Geld die Wirtschaft leben.
Dafür gehen uns gleich mehrere Lichter auf, denn unter anderem erstehen wir LED-Lampen für unsere Top- und Innenbeleuchtung.
Am nächsten Morgen wird unser Vorsegel zwecks Anbringung eines Unterlieksbänsels von einem ortsansässigen Segelmacher abgeholt, der auch den Auftrag für eine neue Genua bekommen hat. Wir wollen ein Ersatzsegel für die geplante Reise über den Pazifik haben. So besehen wir uns das Spektakel der Bootsshow noch einen Tag aus sicherer Entfernung vom Boot aus. Das Wetter ist wunderschön und wir erledigen einige „kleine Arbeiten“ am Boot.
Dann haben wir genug von dem Trubel, unser Vorsegel ist auch schon wieder dort wo es hingehört, und so verlegen wir uns in den nahen Weems Creek.
Dort angekommen ist unser erstes Ziel die nahe Wäscherei. Der letzte Waschtag liegt schon mehr als ein Monat zurück und es hat sich einiges an Schmutzwäsche bei uns angesammelt. Dank der vorhandenen großen Waschmaschinen und Trockner ist der Wäscheberg in weniger als drei Stunden wieder sauber und schön zusammengelegt am Boot.
Nachmittag wird die neue Funkantenne geliefert – unsere alte hat einen unschönen Knick, der befürchten lässt, dass sie sich bald in zwei Teile zerlegt. Leider sind jedoch keine Halterungen dabei und so müssen wir diese zusätzlich – per Telefon – ordern. Sie sollten in zwei Tagen abholbereit sein.
Beim nächsten Tagesordnungspunkt stellen wir beide unsere körperliche Fitness unter Beweis. Die neuen LED`s für die Toplichter montieren sich leider nicht von selbst und so muss Edi – mit meiner Unterstützung – in den Mast. Beim Herunterkommen, nimmt er gleich das – normalerweise am Top befestigte – Ende unseres Großfalls mit. Wir haben von unserem Segelmacher einen Kevlarschlauch erhalten, den wir über die Scheuerstelle auf unserem doppelt geführten Fall ziehen wollen, in der Hoffnung, dass dieser ein Aufscheuern des Falls verhindert.
Dann heißt es noch schnell im nahen Supermarkt Vorräte auffüllen. Für nächsten Tag ist Regen angesagt und wasserscheu wie wir beide sind, planen wir uns an solch einem Tag im Schiff zu verkriechen.
Ehe ich es vergesse – der absolute Höhepunkt des Tages kommt nach Anbruch der Dämmerung. Fasziniert stehen wir beide da und besehen den hellen Punkt an unserer Mastspitze. Erst ein Blick auf den Stromverbrauch zeigt jedoch den wahren Unterschied 0,08 A statt wie bisher 1 A. Da lacht das Herz des Skippers.
Zwei Tage noch bleiben wir im Weems Creek – dann zieht es uns weiter in Richtung Süden. Der Wind hält was die Vorhersage verspricht und so düsen wir mit einem Schnitt von über 9kn (max.Speed 14,2kn) in nur 5 Stunden zu den Solomons Islands.
Dort verbringen wir einen gemütlichen Abend bei Jeff und Kami, die wir auf den Caicos kennengelernt haben. Sie haben sich und ihren vier Kindern eine 2-jährige Auszeit auf einem 52“-Boot gegönnt und sind vor 2 Monaten wieder in ihr Haus zurückgekehrt.
Wir sind ein Stückchen weiter im Süden, es ist wieder wärmer und der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre. So nutzen wir das Wetter für einen Radausflug und erkunden die Umgebung.
Ein letztes Mal ändern wir unseren Kurs in Richtung Norden – wir sind am Weg nach Washington DC.
hallo ihr lieben!
Mein Land ist ja ganz nett.
Danke , dass du es so genau beschreibst und herrliche Fotos machst
mail folgt nach
bussi Mary