24. – 27.06.2012
Willkommen in Savai`i
46 sm in knapp 7 Stunden und wir werden seit langem wieder an den Atlantik erinnert. Wann hatten wir eigentlich zum letzten Mal Rückenwind? Ein Reff in Groß und Genua, Zweitere ausgebaumt und „ab geht die Post“. Da kann ich mir schon ein Schläfchen gönnen um die kurze Nacht auszugleichen und auch mein Skipper sieht ganz zufrieden aus.
Der Ankerplatz der uns vor dem kleinen Ort Avau erwartet, ist wie im Bilderbuch. Eine gut geschützte Bucht und der Sand – in den sich unser Anker tief vergräbt – mündet am Ufer in einen wunderbaren Strand. Wir sind glücklich, endlich wieder baden zu können, drehen eine Schnorchelrunde und erkunden das nahe Riff. Herz, was willst du mehr?
In Savai`i sollen wir angeblich das „wahre Samoa“ finden. Also erkunden wir dieses Eiland zu Fuß, mit den Rädern und auch noch mit einem Leihauto.
Wir finden eindrucksvolle Lavafelder, Dörfer, die sich wir Perlen an der Schnur fast nahtlos aneinander Reihen, unzählige Kirchen, Falas und Schulen, jede Menge Kinder und überall freundliche, lächelnde Menschen.
Es ist, als würde die Zeit hier ein wenig langsamer ablaufen und als wären die Menschen ein wenig zufriedener. Das Land gehört den Familien und gemeinsam wird gelebt und gearbeitet. Ein Teil der Familieneinnahmen wird durch Eintrittsgebühren für Sehenswürdigkeiten am eigenen Grund und Boden bestritten.
Ein Wasserfall mit Bademöglichkeit bringt immerhin 5 Tala Eintritt pro Besucher. Wir zahlen ganz gerne für das kühle Bad im Fluss und freuen uns über den schmalen Weg der durch den wunderschönen familieneigenen Garten führt.
Auf unserer Autotour kommen wir an so manchen „Sehenswürdigkeiten“ vorbei und sind immer wieder überrascht, dass mitten im „Nirgendwo“, zum Beispiel auf einer unwegsamen Straße durch eine fast menschenleere Plantage, plötzlich jemand auftaucht, der uns freundlich begrüßt und unter Hinweis auf das Eintrittsgeld – zum Beispiel zum schwer erkennbaren Weg zu einem Vulkankrater führt.
Andere besuchenswerte Plätze haben eigene Zufahrtsstraßen, an deren Beginn eine Fala steht, in der ein älterer Herr im Kreise seiner Freunde die Zeit verbringt – und eventuelle Besucher empfängt.
An der kargen Steinküste, wo sich die Brandung unter den teilweise ausgehöhlten Felsen am Ufer ihren Weg sucht, um in einem der ausgewaschenen Löcher unter lautem Fauchen und in hohen Fontänen in den Himmel zu spritzen, sind „Blowholes“ eine der Hauptattraktionen dieser Insel, die das Familienbudget ganz schön aufbessern.
Trotzdem wir am Wasser leben und mit diesem Element wohl vertraut sein sollten, überrascht mich seine Launenhaftigkeit immer noch. Unvorstellbar, dass diese riesige wogende Masse, die den Eindruck vermittelt, als würde sie wütend und schäumend gegen die Felsen ankämpfen, sich nur aus Milliarden und Abermilliarden kleinen Tropfen zusammenfindet. Nur ungern verlassen wir dieses wunderschöne Naturschauspiel – dankbar, dass Neptun uns wohl gesonnen ist.
Als wir nach unserer Fahrt um die Insel wieder nach Hause kommen, ist es schon dunkel. Ein paar kleine Buben, die noch am Strand sind, kommen mit ihren Taschenlampen als sie uns hören. Wie unser Dinghi aussieht, hat es wohl den Großteil des Tages wieder einmal als Kinderspielplatz gedient. Voller Sand – aber sonst in Ordnung – vergrämt es meinen Skipper doch ein wenig. Die Jungs bringen immer nur ein deutliches „Yes“ zustande, als Edi ihnen Vorwürfe macht. Ganz offensichtlich verstehen sie kein Wort und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Was soll`s – ist ja nur Sand.
Für den nächsten Tag haben wir einen Radausflug zu einer Höhle geplant. Dabei zeigt sich wieder einmal meine jämmerliche Kondition. Unendlich lange scheint mir der Weg bergauf, der von der Straße in einen holpriger Feldweg mündet. Oben angekommen, fahren wir durch fruchtbare Plantagen und wunderschönen wilden Busch.
Erst nachdem wir durch Zufall auf drei Wanderer treffen, finden wir die richtige Abzweigung zu unserem Ziel. Doch die Höhle entpuppt sich als Loch im Boden und eine kurze Besichtigung zeigt, dass wir für den nassen und steilen Abstieg eindeutig falsch beschuht sind. So kehren wir nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ wieder um und gönnen uns am Heimweg einen „Icecake“ (gefrorener Fruchtsaft im Styroporbecher) – eine furchtbar klebrige Angelegenheit.
Obwohl es uns hier wirklich gut gefällt, beschließen wir vor der nächsten Schlechtwetterfront, welche die Wettervorhersage ankündigt, lieber abzufahren. Noch ein letztes Mal schnorcheln wir vor „unserem Riff“ und nehmen Abschied von den vielen, bunten Fischen und wunderschönen Korallen. Manchmal frage ich mich, ob wir uns jemals daran satt sehen werden?
„Ganz offensichtlich verstehen sie kein Wort und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Was soll`s – ist ja nur Sand.“ haha ganz die Mama <3 da hab ich schon schlimmeres angestellt 😉