29.08. – 07.09.2013
Ehe wir uns ins Outback wagen, geht es noch ein kleines Stückchen entlang der Ostküste in den Norden. Hier befinden wir uns bereits im „Krokodil-Land“. An Stränden und Flüssen wird mit großen Tafeln vom Schwimmen gewarnt und immer wieder hören wir Geschichten über Krokodilunfälle. Da wir uns nicht viel Hoffnung machen diese urtümlichen Reptilien in freier Wildbahn anzutreffen, besuchen wir schon am Weg nach Port Douglas „Hartley`s Crokodile Adventures“.
Hier gibt es nicht nur eine Krokofarm (Leder und Fleisch werden verkauft), sondern auch einen recht großen Tierpark, in dem unter anderem „Problemkrokodile“ ein neues zu Hause finden. Krokos sind in Australien geschützt und dürfen nicht gejagt werden. Doch wenn sich ihr Lebensraum zu sehr mit dem der Menschen kreuzt werden sie, wenn möglich, eingefangen und in einen Park gesteckt.
Aber auch viele andere in Australien heimische Tierarten kann man hier aus nächster Nähe beobachten. Von Schlangenschau, über Känguru füttern, Koala streicheln, bis zu der unvermeidlichen Krokoshow wird hier alles gezeigt.
Port Douglas hat jedoch noch mehr zu bieten – „wo der Regenwald auf das Meer trifft“ ist einer der großen Werbesprüche. Da wir die verschiedensten Wanderungen im Regenwald immer genossen haben, wollen wir uns natürlich die „Mossmann Gorge“ nicht entgehen lassen.
Diese wunderschöne Schlucht ist Teil des 772 km² großen Daintree-Nationalparks und auch wenn die meisten Wegen und Aussichtsstellen hier sehr touristisch ausgebaut sind, gefällt uns die Wanderung doch sehr gut. Bei rund 28 Grad und sehr hoher Luftfeuchtigkeit kommen wir dann auch ganz ordentlich ins Schwitzen. Trotzdem verzichten wir lieber auf ein Bad im kalten Fluss – obwohl das hier krokofreies Gebiet sein soll. ?
Nach drei Tagen in Port Douglas wird es endgültig Zeit sich vom Meer zu verabschieden und wir machen uns auf den Weg ins Zentrum Australiens.
Der erste Teil der Strecke führt uns noch einmal, ein wenig mehr als 400km, die Ostküste in Richtung Süden – ehe wir in westlicher Richten weiterfahren.
Es besteht zwar eine Straße die direkt von Port Douglas nach Hughenden ins Landesinnere führt, dazu können wir jedoch keine Informationen über Tankmöglichkeiten finden. Die Routenberechnungen meinen zudem, dass diese Strecke zwar rund 150 km kürzer, aber die Fahrzeit trotzdem eine halbe Stunde länger ist, was wohl auf recht schlechte Straßenverhältnisse hinweist.
Also lassen wir es langsam angehen und wählen die längere Route. Schließlich haben wir – vor unserem geplanten nächsten längeren Stopp in Alice Springs – knapp 2.500 km vor uns. So wird Charters Towers unser erster Übernachtungsstopp. Die 8.000 Einwohner-Stadt liegt nur 130km südwestlich von Townsville und somit noch nicht wirklich im Outback. Ende des 19. Jahrhunderts sollen in dieser ehemaligen Goldgräberstadt bis zu 27.000 Menschen gewohnt haben.
Davon können wir heute allerdings nicht mehr viel sehen. Wobei wir uns auf eine kurze Rundfahrt in der Stadt beschränken und danach einen der Caravanparks auswählen wo wir uns in einer „Cabin“ für die Nacht häuslich einrichten.
Am nächsten Morgen geht es dann weiter und heute lernen wir das Outback wirklich kennen. Endlos lange gerade Straßen, unendlich viele tote Tiere – meist Kängurus – am Straßenrand und Roadtrains. Das sind LKW`s mit 3-4 Anhängern und einer Länge bis zu 55m.
Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ist 110km/h, und so fahren wir ganz bequem und gemütlich durch eine gar nicht so eintönige Landschaft wie erwartet. Zwar ist es recht eben und flach aber die scheinbar unendliche Weite ist unterbrochen von Bäumen, Büschen und unzähligen Termitenhügel.
770 km von Charters Towers entfernt befindet sich unsere nächste Station Mt. Isa. Fast 19.000 Einwohner leben hier auf einer Fläche von nicht ganz 43.000 km² und somit ist diese Stadt kurioserweise, angeblich die drittgrößte der Welt. Schon 1931 wurde hier Blei und Silber abgebaut, später kam noch Zink und Kupfer hinzu und heute dominiert ein riesiges Erzbergwerk das Stadtbild. So ist einer der Attraktionen hier ein Aussichtspunkt von dem aus die untergehende Sonne hinter der Erzmine fotografiert werden kann. Nicht wirklich romantisch, aber zumindest außergewöhnlich.
Wir freuen uns jedoch mehr über das reichhaltige Angebot im großen Supermarkt und lassen die anderen Sehenswürdigkeiten – wie einen Besuch in einer Mine – lieber aus. So lange wollen wir uns nicht aufhalten und morgen wird wieder ein langer Reisetag.
Zwischen Mt. Isa und Tennant Creek, unserer nächsten Station, liegen 660 km und eine Fahrzeit von rund 7 Stunden. Die einzige wirkliche Abwechslung auf dieser Strecke ist die riesige Rinderherde, welche, begleitet von berittenen Cowgirls und -boys, die Straße kreuzt. Städte oder Orte gibt es sonst keine und so sind wir schon gegen 16 Uhr an unserem Ziel. Vom Goldrausch vergangener Tage ist hier nichts mehr zu merken. Aborigines prägen das Stadtbild, wirken aber eher hoffnungslos und verloren. Kein Platz an dem wir länger als eine Nacht verweilen wollen.
Vor den letzten 25 Kilometer zum Tennant Creek haben wir noch einen Fahrtrichtungswechsel vorgenommen. Nun sind wir nicht mehr von Ost nach West, sondern von Nord nach Süd unterwegs. Jetzt folgen wir dem Stuart Highway, der mit seiner Gesamtlänge von rund 2.700 km, Darwin im Norden und Port Augusta im Süden Australiens verbindet. Auf der Landkarte wirkt er wie ein großer Schnitt, der diesen riesigen Kontinent der Länge nach teilt.
Doch vor uns liegen heute nur knapp 500 km und rund 6 Stunden Fahrzeit. Darüber sind wir froh, denn wir passieren erstmals auf unserem Weg eine der natürlichen Sehenswürdigkeiten. Karlu Karlu oder Devils Marpel`s (des Teufels Murmeln) bieten einen überraschenden Anblick. Von weitem schon kann man die großen roten Steine sehen, welche wie überdimensionierte, weggeworfene Murmeln, teils übereinander liegen.
Zwar gibt es eine ganz wissenschaftliche Erklärung für diese Felsformationen, mir gefällt jedoch die Version der Aborigines wesentlich besser. Laut ihren Überlieferungen handelt es sich nämlich um die Eier der Regenbogenschlange, die in der Traumzeit das Land gebildet hat. So sollen auch heute noch Wesen aus der Traumzeit in den Spalten und Höhlen der Steine hier leben. Wir nutzen die wunderschönen und eindrucksvollen Felsen für einen ausgiebigen Fotostopp.
Danach geht es jetzt in einem Rutsch die letzten 400 km zu der sagenumwobenen Stadt Alice Springs. Sie ist die einzige größere Stadt nahe dem geografischen Zentrum Australiens und beherbergt 22.000 Einwohner. Eine davon ist Lisa, die uns für die nächsten vier Tage ein Zimmer in ihrem Haus reserviert hat.
Da sie in der hier ansässigen Universität für Aborigines arbeitet, haben wir die Möglichkeit, aktuelle Informationen über die Lebensumstände und Lebensweise dieser Menschengruppe, die hier einen Anteil von rund 15 % der Bevölkerung stellt, zu erfahren. Doch was wir hören, ist eher beängstigend und traurig.
Die Ureinwohner, die seit 30. – 40.000 Jahren diesen Kontinent friedlich bevölkert haben, zählen jetzt hier scheinbar zu einer der „gefährdeten Arten“. Nur, dass von öffentlicher Hand keine „Rettungsversuche“ unternommen werden.
Lisa ist offensichtlich eine der wenigen, die versucht, ihnen Zuhörer und Unterstützer zu sein und die der Ansicht ist, dass auch die „westlichen, zivilisierten Menschen“ so einiges von ihnen lernen könnten. Die Hoffnung auf einen Platz in unserem Gesellschaftssystem und eine bessere Zukunft für die Aborigines hat Lisa noch nicht aufgegeben.
So vergeht unser erster Abend hier mit einem sehr langen und anregenden Gespräch mit unserer Gastgeberin. Die nächsten beiden Tage erkunden wir dann die nähere Umgebung von Alice Springs. Der „Dessert Park“ ist ein „must see“, der uns einen Nachmittag lang über die die hier ansässige Pflanzen- und Tierwelt informiert,
Am meisten überrascht uns der Pflanzenreichtum und die überall blühenden Blumen. „Nein, gegossen wird hier nicht“ versichert uns der Ranger. Aber es hat vor 9 Wochen einmal ordentlich geregnet und das reicht aus um für mehrere Monate alles zum Wachsen und Blühen zu bringen.
Wir erfahren von unterirdischen Flüssen, welche die Bäume mit Wasser versorgen, sehen einen Teil der hier lebenden Vogelwelt und im „Nocturnal House“ wird der Tag zur Nacht gemacht, damit die Besucher auch die nachtaktiven Lebewesen, wie zum Beispiel: Bilbis, Mala oder Echidna kennenlernen können.
Tags darauf erkunden wir dann in zwei Wanderungen die East McDonald Range. Gewaltige ausgetrocknete Flussbette zeugen von dem Wasserreichtum, der nach langen Regenfällen hier herrschen kann. Für uns Spaziergänger im Flussbett ist das schwer vorstellbar. Doch die roten Felsen, die sich auf beiden Seiten neben uns auftürmen, sind schon atemberaubend. Ganz klein fühlen wir uns in dieser gewaltigen Landschaft.