11.11.-18.11.09
Am nächsten Tag machen wir einen Pyjamastart – das bedeutet Ablegen gleich nach dem Aufstehen und unterwegs ganz gemütlich frühstücken. So habe ich mir das jedenfalls vorgestellt.
Also fahren wir gleich um 8 Uhr los und ich koche Kaffee und richte den Frühstückstisch bei 3 Knoten Wind. Doch noch ehe wir uns setzen können, bekommen wir einen ungebetenen Gast. Der Wind – er beginnt sehr böig, wird immer stärker und als wir die Abdeckung von Fuerteventura verlieren, werden auch die Wellen immer höher. So räume ich das Frühstück wieder weg und verzichte an diesem Tag ganz darauf. Mir ist ein wenig flau und so gar nicht nach Frühstück. Im Gegensatz zu Edi, der sich allerdings das Gewünschte selbst nehmen muss.
Wieder mal „fliegen“ wir übers Wasser, allerdings kann auch dieses Vergnügen Edi nicht mit mir teilen. Ich lege mich lieber nieder und verschlafe den größten Teil der Überfahrt nach Gran Canaria. Erst kurz vor der Hafeneinfahrt weckt mich Edi damit ich die riesigen Containerschiffe, die schon vor dem Hafen ankern, nicht verpasse.
Hier im Hafen von Las Palmas treffen sich jährlich um diese Zeit viele Segler um vor der Atlantiküberquerung ihre Vorräte aufzustocken und eventuell notwendige Reparaturen durchführen zu lassen. Außerdem ist hier auch der Start der ARC, einer Fahrten-Segler-Regatta über den Atlantik. Daran nehmen in diesem Jahr circa 240 Segelschiffe teil. Diese belegen fast alle Plätze in der Marina. Wir wollen jedoch ohnehin in der Bucht vor dem Strand ankern. Allerdings sind wir da auch nicht alleine und froh zwischen den ungefähr 60 anderen Segelbooten noch ein Plätzchen zu finden. Dank unseres geringen Tiefganges ankern wir gleich vor dem Strand.
Wir wollen uns hier zwar noch nicht für die Atlantiküberquerung „Endversorgen“, hoffen aber das gute Angebot an Schiffsausrüstern und Technikern für uns nutzen zu können. So kommt zwei Tage nach unserer Ankunft schon ein Funkexperte, der für die ARC extra aus Deutschland angereist ist an Bord, um unsere Funkanlage zu prüfen. Diese arbeitet leider immer noch nicht zur vollsten Zufriedenheit. Er verstärkt die Erde und wir hoffen, dass jetzt endlich alles funktioniert.
Wir kaufen Reserveleinen, diverse Schäkel, Filter für unseren Watermaker, ein Netz zum Verstauen von Gemüse und Obst für die Überfahrt, Pressluftflaschen um unsere Tauchausrüstung zu komplettieren,…..
Langweilig wird es uns hier nicht, einen Tag fahren wir mit dem Bus zum etwas außerhalb gelegenen IKEA um noch Fliegengitter und einige andere Kleinigkeiten zu besorgen. Am Rückweg machen wir dann noch einen Stopp beim Media Markt der mit dem Bus 20 min. entfernt ist und ich bekomme einen MP4-Player. Damit kann ich mir mit den vielen Hörbüchern, die mir Susi gegeben hat, die langen Nachtwachen verkürzen.
Das Busfahren hier ist recht bequem und auch schnell – nur an die Haltestellen die sich auf der Autobahn teilweise am Pannenstreifen befinden, müssen wir uns erst gewöhnen. So ist es notwendig um die Bushaltestelle vor dem Media Markt zu erreichen, die Autobahnabfahrt zu demselben zu überqueren – abenteuerlich. Als wir uns nach dem Einkaufen im Dunkeln dann zur Haltestelle am Pannenstreifen stellen ist uns doch ein wenig mulmig. Doch der Busfahrer sieht uns und so kommen wir heil wieder in Las Palmas an.
Irgendwie bekommen wir den Eindruck, dass die zu erledigenden Dinge nicht weniger werden obwohl wir uns redlich darum bemühen. Sonntag wird für uns zum Teil Waschtag. Das bedeutet: die vorsortierte Wäsche wird in zwei große Taschen gesteckt, damit fahren wir mit unserem Beiboot an den Strand, dann ca. 20 min zu Fuß erst den Strand entlang dann durch die Marina bis zur Münzwäscherei. Dort stecken wir die Wäsche in die zum Glück freien Maschinen 1 x Buntwäsche und 1 x Weißwäsche, die zur Auswahl stehenden Programme sind: 1 – sehr heiß, 2-heiß, 3-normal,4-kühl. Ich entscheide mich für sehr heiß – Weißwäsche und normal-dunkle Wäsche. Ist gar nicht so einfach wenn man 7,5kg Maschinen zur Verfügung hat wo einmal Waschen 7,50 Euro kostet. Also werden die weißen T-Shirts mit der Bettwäsche und allen andern hellen Sachen „sehr heiß“ gewaschen. Die Waschzeit beträgt 30 Minuten, so bleiben wir hier und warten bis die halbe Stunde um ist. Danach packen wir die gewaschene Wäsche wieder in die Taschen und wandern wieder zurück zu unserem Beiboot und aufs Schiff. Edi spannt eine Wäscheleine rund ums Schiff damit schaffen wir es, fast die ganze Wäsche gleichzeitig zum Trocken aufzuhängen.
Der heutige Plan sieht noch vor, dass ich Edi am Mast hinaufziehe – um dort unsere neu erworbenen Maststufen zu montieren. Damit kann er dann, falls notwendig, leichter Arbeiten an der Mastspitze vornehmen, wie z.B. Toplicht, Antenne oder Windmesser kontrollieren oder tauschen. Gleichzeitig muss er das Großfall kontrollieren an dem wir nach nur 2500 sm ganz oben eine Scheuerstelle festgestellt haben. Da jedoch der Wind immer stärker wird, verschieben wir dieses Vorhaben auf den nächsten Tag.
Um den Tag doch noch zu nützten, streicht Edi die Bilge unseres Steuerbordrumpfes – dort hat der Funktechniker eine leitende Farbe aufgetragen, die jetzt zum Schutz nochmal überstrichen werden muss. Auch keine leichte Arbeit mit dem Kopf nach unten im Motorraum zu hängen um dort, wo man eigentlich hinsteigen könnte, die Farbe aufzubringen. Gut, dass Edi so schlank ist.
Der starke Wind und vor allem die sich ändernde Windrichtung bereitet uns auch noch andere Probleme. Eines der umliegenden Schiffe kommt uns gefährlich nahe. Leider sind die Eigner nicht zu Hause und so sind wir einige Zeit damit beschäftigt den Bug des Schiffes von unserem Heck fern zu halten. Immer wieder treibt er auf uns zu und bei der starken Welle könnte der auf- und ab schaukelnde Bug unsere Cul8r ganz schön beschädigen. Bernd vom Traumjäger, der neben uns ankert, kommt uns mit seinem Beiboot zu Hilfe und so können wir die Tosca – so heißt das Schiff – auf Distanz halten bis die Eigner nach Hause kommen. Wir sind mit diesem Problem nicht alleine, andere Segler müssen sogar den Ankerplatz wechseln, was hier auch nicht einfach ist.
Eine Woche Gran Canaria ist genug für uns. Noch ehe wir uns endgültig davon verabschieden, beschert der Wettergott unserem Boot eine ausgiebige Süßwasserdusche – es schüttet wie aus Schaffeln. Doch am nächsten Tag scheint es besser zu werden und so fahren wir weiter nach Teneriffa.