Australien bietet sich aus mehreren Gründen für den Bootsverkauf an. Nach dem Besuch der wunderschönen Inselwelt des Pazifiks ist eine weitere Steigerung schwer vorstellbar. Abgesehen davon ist Australien ein Hochpreisland, die Bootspreise liegen höher als anderswo.
Die Australier sind sehr reiselustig, am Wasser und am Land (mit Campingbussen, Wohnwagen und Zelten) und sie haben ein anderes Pensionssystem als die Europäer. Sie zahlen nicht ein Berufsleben lang in eine Pensionsversicherung ein, sondern nützen im Rahmen der „Superannuation“ die steuerliche Förderung der langfristigen Geldanlage, um sich damit ihre Pension zu sichern. Viele Australier können sich daher am Ende ihrer Berufslaufbahn ihren „Lebenstraum“ erfüllen, der nicht selten ein Segelkatamaran ist.
Um in Australien ein Boot verkaufen zu können, muss erst der Import des Bootes beim Zoll beantragt werden. Die Zöllner kontrollieren in der Marina und auch im Internet, ob alle zum Verkauf ausgeschriebenen Boote in AUS versteuert sind.
Basis der Versteuerung ist ein von einem Gutachter festzustellender Bootswert, der natürlich durch bestehende Mängel reduziert wird. In unserem Fall war die Osmose deutlich sichtbar und daher fällt das 600$-Gutachten entsprechend niedrig aus – knapp mehr als ein Drittel des später erzielten Verkaufspreises.
Es versteht es sich von selbst, dass zum Zeitpunkt des Schätzgutachtens das Boot sowohl optisch als auch technisch im schlechtest möglichen Zustand erscheinen soll. Dieses Gutachten darf daher nie in die Hände eines möglichen Interessenten gelangen und dient ausschließlich zur Beantragung des Imports. Dabei interessiert sich neben dem Zoll noch die Quarantäne für unser in die Jahre gekommenes Schmuckstück.
Viel Massivholz und der längere Aufenthalt in „gefährdeten Gebieten“, wie Vanuatu und den Solomonen, würde höhere Kosten für Inspektion und Fumigation („Ausräucherung“) zur Insektenvernichtung bedeuten oder gar eine zeitliche Befristung des Quarantäne-Gutachtens bedeuten. Für unseren klassischen Yogurtbecher mit nur minimalem Holzausbau stellt die Quarantäne aber kein Problem dar. Die Zustellung des erforderlichen Gutachtens erfolgt elektronisch, ohne Inspektion des Schiffes.
Am Ende des Papierkrams erhalten wir die Rechnung für die anfallende Importsteuer, die sich aus 5% Zoll und 10% Mehrwertsteuer (vom Schätzwert) zusammensetzt und die NICHT sofort bezahlt werden muss. Sie berechtigt das Bewerben des Bootes im Internet und in den Medien und verlangt eine Meldung an den Zoll, wenn das Boot in einen anderen Hafen verlegt werden soll.
Die nächste Frage ist: über einen Broker verkaufen – ja oder nein? Broker verlangen in der Regel vom Verkäufer 6-8% des erzielten Verkaufspreises, allerdings nur dann, wenn ein Verkauf zustande kommt. Der Prozentsatz ist meist von Größe und Bekanntheitsgrad des Brokers und dessen Werbeaufwandes abhängig. Wir sind überzeugt, dass bekannte Broker mit entsprechender Medienpräsenz und mehreren Ausstellungsschiffen einen höheren Preis am Markt erzielen, als kleine unbekannte. Der Mehrpreis von 1-2 Prozent ist dabei vernachlässigbar.
Wie alle Menschen suchen auch die Aussis Sicherheit und große Unternehmen können diesen Eindruck besser vermitteln. Der Käufer bezahlt ja sein Erspartes dem Broker, der gleichzeitig die „Schlichtungsstelle“ zwischen Käufer und Verkäufer darstellt. Den höchsten Preis für ein Gebrauchtboot wird vermutlich der Repräsentant der Marke erzielen, der mit noblem Verkaufsbüro, großer Marina und vielen zur Schau gestellten Schiffe seine Marke punkten kann. Alle Schiffe in perfektem Zustand, aufpoliert, und innen wie außen neuwertig, wie eben auf einer Bootsausstellung üblich.
Gekauft wird mit den Augen – und da vor allem mit den Augen der künftigen Bordfrau, die den „Traum des Ehemannes“ gutheißen soll. Nach Gewicht und Segeleigenschaften oder Qualität der Ausrüstung wurden wir nie gefragt, aber immer wieder nach Freezer (Tiefkühltruhe), BBQ (Griller) und Aircondition (Klimaanlage). Vermutlich kommt in Australien der Strom aus den Stockdosen.
Letztere müssen allerdings „Australien Standards“ entsprechen, d.h. jeder 220V-Stecker muss mit Ein-/Ausschalter versehen sein. Da die technischen Voraussetzungen die gleichen sind wie in der EU (240V und 50Hz) ist der Umbau recht einfach.
Auch die erforderliche Umstellung der Gasanlage stellte sich einfacher dar, als befürchtet. Der lizenzierte Gastechniker war von der Qualität unserer Anlage sehr beeindruckt und verzichtete den angekündigten Austausch. Wir mussten nur für die Zertifizierung der beiden Geräte (Herd und Backrohr) sorgen und wieder einmal neue Gasflaschen anschaffen. Es waren die 5. und 6. Gasflasche in vier Jahren, nachdem wir schon in den USA von unserem europäischen System Abschied nehmen mussten.
Nicht ganz so einfach für war es, unsere CUL8R im „Ausstellungsstil“ zu halten und gleichzeitig darauf zu wohnen. In den Stauräumen waren unverändert die Dinge des täglichen Bedarfs, im Salon und in „Augenhöhe“ war alles abgeräumt und leer, nur „Dekorationsstücke“ durften herumliegen. Um den Interessenten ein gutes Gefühl auf „ihrem Boot“ zu geben, empfahl man uns bei Besichtigungen das Boot zu verlassen – die PBs (Potential Buyers) fühlen sich angeblich freier, wenn die ehemaligen Eigner bei der Erstbesichtigung nicht am Schiff sind.
Natürlich ist die Wartezeit langweilig und nicht kostenlos, der Marina-Liegeplatz muss bezahlt werden (ca. 900 AUD/Monat), für Reinigung und Lüften sorgten wir selbst, bei längeren Reisen versuchten wir unter den Nachbarn Freunde zu finden, die in unserer Abwesenheit auf unsere CUL8R schauten.
Ganz offensichtlich ist die Jahreszeit für den Verkauf ein entscheidender Faktor. Sehr überrascht hat uns die Tatsache, dass die touristische „Hochsaison“ – Weihnachts- und Sommerferien fallen bekanntlich in AUS zusammen – für den Schiffsverkauf „tote Hose“ bedeutet. „Winter“, wohlbemerkt bei in etwa 20°C, oder kurz davor (Mai, Juni) ist die beste Zeit. Da werden die Langfahrten in den Norden zum Great Barriere Reef geplant, wo in der Weihnachtszeit noch Cyclongefahr besteht.
So sind die ersten Monate nach der Generalssanierung im Jänner für uns recht frustrierend, nicht nur unsere CUL8R findet kaum Interessenten, den Stegnachbarn ergeht es nicht besser und wir fragen uns, wovon die drei (!) Broker in Mooloolaba leben. Nach drei Monaten verlässt uns die Geduld – wir beschließen weiter zu fahren – und setzen davor noch einen 5-wöchigen Heimatbesuch an. Genau nach zwei Tagen in Wien kommt der erste unterschriebene Vorvertrag – und am selben Tag die Zusage eines weiteren Käufers.
Nach der Unterschrift des Vorvertrages folgen 10% Anzahlung (an den Broker), ein Gutachten durch den Käufer beauftragt, wenn er dies wünscht, mit kranen oder beachen, wie in unserem Fall. Erst nach dem Gutachten wird „testgesegelt“ und anschließend sollte über alle festgestellten Mängel der endgültige Kaufpreis neu verhandelt werden.
Wir haben allerdings schon in Wien keinen Zweifel daran gelassen, den genannten Mindestpreis nicht zu senken, da in der Zwischenzeit (leider) der AUD mehr als 10% gefallen ist und wir aus diesem Grund an einem Verkauf nur mehr bedingt interessiert sind.
Wieder zurück in Mooloolaba haben wir festgestellt, dass sich die „laufende Ausstellung“ der gebrauchten Katamarane drastisch verkleinert hat, besonders in der „mittleren Preisklasse“ war nicht mehr viel zu bekommen – nur die teuren, neuwertigen und großen Modelle sind geblieben.
Mit dem erzielten Verkaufspreis können wir alles in allem recht zufrieden sein. Nach einer Daumenregel wird ein neues Boot in den ersten 7 Jahren jeweils ca. 7 % an Wert verlieren – und dann je nach Pflegeaufwand und Zustand den Preis in etwa halten. Wir haben in vier Jahren etwa 20% vom Neuwert verloren, wobei 10% davon dem im letzten Monat gefallenden Australischen Dollar zuzuschreiben sind.