06. – 29.8.2013
Weiter geht unsere Reise in den Norden Queenslands. Wieder folgen wir dem Bruce Highway (A1) der entlang der Küste Queenslands über eine Länge von cirka 1.700 km von Brisbane bis Cairns führt. Doch unser heutiges Ziel ist nicht einmal 300 km entfernt – also nur ein kleiner Hupfer für australische Verhältnisse.
Geschützt hinter dem Großen Barriereriff und umgeben von ein paar Bergen, die aus der Ebene emporragen, liegt das Städtchen Townsville. Bewohnt von rund 143.000 Einwohnern ist es eigentlich schon eine richtige Stadt. Hier befinden wir uns zum ersten Mal in den „dry Tropics“ (trockenen Tropen) und wie ein Symbol für diese unübersehbare Tatsache ragt der 286 m hohe „Castle Hill“ aus dem Zentrum der Stadt.
Wir haben uns etwas abseits der Stadt, in der „Grannyflat“ von Margaret einquartiert. Dabei handelt es sich um ein kleines gemauerte Häuschen, welches im Garten unserer „Vermieterin“ steht und für die nächste Woche unser zu Hause sein wird.
So können wir die Umgebung nach Lust und Laune erkunden. Wir besteigen den Hausberg, besuchen im HQ Aquarium, das Schildkrötenhospital und informieren uns im „Tropical Museum of Queensland“ über den Untergang der Pandora.
Einige Abende verbringen wir plaudernd mit Margaret bei einem Glas Wein auf der Terrasse und an unserem letzten gemeinsamen Tag lädt sie uns und ein paar Freunde zu einem typischen australisches Lunch. Dabei lernen wir den Österreicher Georg kennen, der vor 40 Jahren nach Australien ausgewandert ist und sich besonders über den Apfelstrudel zur Nachspeise freut.
Nach diesem „lange Aufenthalt“ zieht es uns von der Trockenheit in die feuchten Gebiete des „Athertoner Tablelands“ und so verlassen wir am nächsten Tag, bei Innisfail die Küstenstraße und nehmen den Palmerston Highway in Richtung Westen.
Jetzt befinden wir uns wieder auf Nationalparkgebiet und freuen uns über die vielen verschiedenen Grünschattierungen des Regenwaldes, der weite Teile der Straße umsäumt.
Zum näheren Kennenlernen des Regenwaldes werden wir beim „Mamu Rainforest Canopy Walkway“ aufgefordert.
Bis zu 15m über dem Waldboden spazieren wir gemütlich mitten durch den Regenwald und genießen als krönenden Abschluss einen atemberaubenden Rundumblick vom 37m hohen Aussichtsturm. Wann hat man schon die Möglichkeit, Palmen und Kakadus aus der Vogelperspektive zu beobachten?
Nach dieser Wanderung haben wir noch ein kurzes Stück Anfahrt bis Malanda, wo wir von Pattie herzlich willkommen geheißen werden. Sie wohnt mit ihrem Mann Morris in einer zum Wohnhaus umfunktionierten alten Scheune. Die beiden überlassen uns ihr Schlafzimmer und beziehen für die Zeit unseres Aufenthaltes die Betten im Wohnzimmer.
Nicht nur die Raumaufteilung ist hier ungewöhnlich. Wir können im Bett liegen und haben dabei einen wirklich guten Blick auf die, dekorativ mitten im Schafzimmer stehende, Badewanne. Und das für uns überraschende flackernde Feuer des Kamins, sorgt nicht nur für anheimelnde Wärme, sondern auch für Warmwasser in der Dusche.
Wieder einmal genießen wir den Vorteil, für ein paar Tage „Familienanschluss“ zu haben. So erfahren wir beim Abendessen auf der Terrasse mit Blick auf den wunderschönen riesigen Garten und toller Aussicht auf die umliegenden Berge, dass Pattie nach ein paar Jahren aufreibenden Lebens als Chefköchin ihren Beruf an den Nagel gehängt hat. Seit dieser Zeit betreibt sie gemeinsam mit ihren Mann eine kleine aber feine Seifenproduktion.
Ihre Produkte, die optisch mehr Tortenstücken als Seifen ähneln, vertreiben sie auf Bio-Märkten, in Läden der Umgebung und via Internet. Die beiden sind auch die ersten Australier die wir kennen lernen, welche Wert auf Bio-Produkte und natürliche Lebensweise legen. Es gibt keinen Geschirrspüler, keine Klimaanlage und die Solarzellen am Dach sorgen gemeinsam mit dem Ofen für den Großteil der Wärme und Energie, die sie benötigen.
Die großartige Landschaft hier am Rande des Crater-Lake-Nationalparks ist auch wirklich erhaltenswert. Unsere Tage sind ausgefüllt mit Wanderung zu verschiedenen Wasserfällen und in die umliegenden Regenwälder. Als absolutes Highlight dabei stellt sich der 5km lange Spaziergang um den Lake Barrine heraus. Dieser Kratersee ist von Regenwald umgeben und entlang seines Ufers wachsen die wundersamsten Baumkonstruktionen.
Drei Tage lang genießen wir das Leben in den Bergen und Pattys selbstgebackenen Brot und so erfüllt mich der Abschied mit ein wenig Wehmut. Doch auch das ist ein Teil unserer Reise, neue Freunde zu finden und diese wieder zurück zu lassen.
Doch jetzt warten alte Freunde auf uns. Iris und Graeme haben inzwischen mit ihrer Pelagic die Marina in Cairns erreicht und wieder einmal werden wir zu „Boatpeople“.
Aber wir machen nicht nur Ferien, sondern helfen den beiden ein wenig bei ihrem „Projektboot“ Vagabond. Denn seit Februar sind sie stolze Besitzer eines 54 ft großen Stahlschiffes. 11 Wochen lang waren sie damit beschäftigt, ihr „Schmuckstück“ auf dem Yard in Cairns durch Einschweißen von neuen Stahlplatten wieder wasserdicht zu machen.
Jetzt schwimmt Vagabond zwar wieder, doch die Arbeit wird ihnen in den nächsten Monaten sicher nicht ausgehen. So bekommen wir beide Gelegenheit mit Schleifmaschine und Pinsel nähere Bekanntschaft zu machen. Dabei stellen wir beide fest – ein Stahlschiff ist auch nicht unser Traum.
Zwischen den Arbeitstagen erkunden wir Cairns. Hier beherrschen vor allem die jungen Rucksacktouristen das Stadtbild. Souveniershops und Touranbieter werben neben unzähligen Restaurants und Cafes um ihre Kundschaft. Und auch wir nutzen die Gelegenheit und buchen einen dreitägigen Tauchausflug zum Great Barriereriff. Schließlich können wir doch nicht Australien verlassen, ohne „am Riff“ gewesen zu sein.
Ist doch das 347.800 km² große Korallenriff nicht nur von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt worden, sondern gilt auch als eines der sieben Weltwunder.
So haben wir drei Tage lang Gelegenheit die wunderschöne Unterwasserwelt Australiens kennenzulernen.
Danach heißt es dann endgültig Abschiednehmen von Pelagic und ihren Besitzern. Durch einen Todesfall in der Familie muss Iris nach Deutschland und für uns ist es Zeit weiterzufahren.