10.10.2009
Der erste nichteuropäische Staat, den wir besuchen wollen, sorgte schon bei der Ankunft für einige Überraschungen. Dank kräftigem achterlichen Wind (und dank des Spibaumes, der die Genau ausgebaumt hat) waren wir viel zu früh dran und eine Ankunft in der Dunkelheit schien unvermeidlich. Wir „bremsten“ durch Wegrollen der Genua schon einige Stunden vor der Ankunft, um zumindest nicht vor der halben Tide die Einfahrt passieren zu müssen, die in der Seekarte mit nur 0.3 m angegeben ist.
Auch wenn uns das plötzliche Wegbleiben des 36 Stunden stetigen Windes 2 sm vor der Einfahrt nicht ganz unangenehm war – überrascht hat es uns trotzdem. So bargen wir die Segel weit weg vom Land und motorten gegen die Einfahrt.
Rot und Grün der Hafeneinfahrt waren bald auszunehmen, nur ein kontrollierender Blick auf den Kartenplotter beunruhigte mich: „die Karte stimmt nicht, wir sollten bereits in der Einfahrt des äußeren Hafens sein“ sagte ich zu meiner Frau. Sie nahm das Fernglas zur Hand und stellt fest, dass der Plotter recht hatte – die äußeren Steinmolen waren nicht beleuchtet.
Wir hielten weiter auf die Lichter zu und reduzierten die Geschwindigkeit – jetzt soll es doch laut Karte seicht werden. Keine Spur – 5m Wassertiefe wurden nie unterschritten, das beruhigte, besonders weil der Schwell vom offenen Atlantik auch im Hafen noch deutlich zu merken war.
Wir fuhren also ganz langsam in die Flussmündung, auf der Suche nach einer Marina, die dort erst vor zwei Jahren eröffnet worden ist, als uns ein Schlauchboot entgegenkam, das uns nicht nur den Weg wies, sondern darauf aufmerksam machte, dass es vielleicht angebracht wäre langsam Fender auszubringen – das hatten wir in der Aufregung glatt vergessen. Zwar steht wir im Hafenhandbuch , dass man über Funk „Lotsendienste“ von der Marina anfordern könne, da wir aber um 2 Uhr früh Ortszeit eingelaufen sind, haben wir nicht mit diesem Service gerechnet.
Die beiden Marinieros hießen uns willkommen, halfen und beim Anlegen und baten uns vorerst am Schiff zu bleiben, bis Einklarierungsformalitäten abgeschlossen sind. Was uns nicht schwer fiel – wir waren recht müde und legten uns erstmals wieder gemeinsam in die Koje.
Kaum eine Stunde später – es war jetzt 3 Uhr morgens – klopfte eine sehr adrett bekleidete Dame am Rumpf – es war die Ärztin, die auf Grund der Uhrzeit auf eine sonst übliche Untersuchung verzichten wollte und uns nur nach dem Gesundheitszustand befragte. Kaum gab sie ihr OK kamen auch Zoll und Polizei an Bord, halfen und ganz freundlich beim Ausfüllen der Formulare. Da in Marokko erste Fremdsprache französisch ist, kamen uns die Dolmetscherdienste der Ärztin sehr gelegen. Nach einer guten halben Stunde waren die kostenlosen Formalitäten beendet und wir suchten ein zweites Mal unsere Kojen auf.
Allerdings wieder nur für kurze Zeit. Unsere beiden freundlichen Marinieros kamen zurück und forderten uns unmissverständlich auf, JETZT das Schiff in die Marina zu verlegen. Schließlich sei das der Zollsteg und wir hätten ordnungsgemäß einklariert und daher dort nichts mehr verloren. Erst nach einem nächtlichen „Einparkmanöver“ waren uns um 4:30 die Kojen vergönnt.
Die nach dem hier lebenden Piratenvolk der „Bouregreg“ genannte Marina bietet jeden Komfort nach westlichem Standard, inklusive gratis WLAN-Internet am Schiff, das auch funktioniert und rund um die Uhr jede Menge von Security und Bewacher, sind doch sogar die Motoryachten von König Mohammed VI (kurz: M6 – kein BMW!) hier stationiert. Und das für Preise, die des Katamaranfahrers Augen zum Leuchten bringen: um 50 € liegt man hier eine Woche, in Europa haben wir für den Tag meist mehr bezahlt.