22.05.-25.06.2010
Am nächsten Tag fahren wir dann weiter nach Deltaville. Dort befindet sich laut unseren Büchern ein großes Segelzentrum wo wir bestimmt einen Platz für unsere Cul8r finden, an dem wir sie für unsere drei Wochen Wienurlaub lassen können.
Als wir zwei Tage später unseren Anker in einer kleinen Bucht, die rundum locker mit schönen Wochenendhäusern verbaut ist, für eine Nacht ins schmutzig braune Wasser versenken, wissen wir noch nicht, dass er dort vier Wochen liegenbleiben wird. Jackson Creek – so heißt diese Bucht – ist nur als Nachtplatz und Ausgangspunkt für unsere Suche nach einer geeigneten Marina gedacht. Doch es kommt anders als gedacht.
Dafür sind vor allem Sue und Will verantwortlich, die uns gleich nach dem Ankern auf ihre Terrasse zu einem Drink einladen. Die beiden – ein Anwalts-Ehepaar aus Richmond – sind die Besitzer des wunderschönen Wochenendhauses, vor dem wir unsere Cul8r geparkt haben.
Im Laufe des Abends erfahren wir dann von ihnen, dass wir hier in Deltaville sicher kein Leihauto, Bus oder sonst ein Verkehrsmittel finden werden, um nach New York zum Flughafen zu fahren.
Es gibt zwei Möglichkeiten diesen zu erreichen. Entweder wir fahren weiter bis Annapolis – mindestens zwei Tage in Richtung Norden – und mieten dort ein Auto, oder wir nehmen das großzügige Angebot unserer neuer Freunde an und fahren mit ihnen Montag Morgens in das eineinhalb Autostunden entfernte Richmond – wo wir ein Auto mieten können.
Auch für das „wieder nach Hause kommen“ haben Sue und Will eine Lösung. Sie nehmen uns drei Wochen später am Freitag vom Flughafen in Richmond wieder auf und führen uns zurück aufs Boot. Da der Flughafen am Weg liegt und sie ohnehin jeden Freitag nach Deltaville fahren ist dies kein Umweg für sie, versichern sie uns. Dieses Angebot müssen wir erst mal überschlafen – und insgeheim hoffen wir, doch noch eine andere Lösung zu finden.
Am nächsten Morgen, Pfingstsonntag, nehmen wir die Einladung von Will und Sue an, mit ihnen in die Sonntagsmesse ihrer anglikanischen Kirche zu fahren. Auch dort werden wir beim Pfarrcafe freundlich aufgenommen.
Danach fahren sie mit uns noch einige Marinas in der Nähe ab – wo wir aber am Sonntag keine genaueren Infos bekommen können. Bis Will schließlich vorschlägt, wir sollten doch unsere Cul8r vor ihrem Haus liegen lassen, sie würden an den Wochenenden nach dem Rechten sehen. Nach kurzer Überlegung meinen wir dann auch, dass dies wohl das Beste ist und sichern unser schwimmendes Haus mit allen Landleinen und Ankern, die wir haben.
Zwei Tage später lassen wir unsere Cul8r dann das erste Mal für drei Wochen alleine.
———————————————
Wieder daheim
Jetzt sind wir ein paar Tage zurück aus unserem Wien-Urlaub und haben uns wieder eingelebt auf unserer Cul8r. Es ist wirklich schön hier – noch immer nützen wir den Ankerplatz vor dem Haus unserer amerikanischen Freunde und mit deren Einverständnis auch ihren Pool.
Am Wochenende waren Sue und Will für einen kleinen Segelausflug bei uns am Schiff.
Bei den beiden fühlen wir uns schon fast wie Familienmitglieder. So war der Abschied am Sonntagabend auch mit ein wenig Wehmut verbunden. Aber vielleicht treffen wir einander ja im Herbst wieder, wenn wir die amerikanische Küste hinunterfahren.
Mittlerweile steigen die Tagestemperaturen von 30 bis auf 38 Grad – hier wird allerdings in Fahrenheit gemessen – das klingt dann noch schlimmer: 100 Grad wird bei der Feuerwehr in Deltaville angezeigt. Leider sind auch die Nächte nicht wirklich kühler und die Gelsen vergällen uns den Schlaf am Trampolin.
Da wir unseren europäischen Gasanschluss auf das amerikanische System umrüsten lassen müssen, ein passender Anschluss war leider nicht zu finden, werden wir noch ein paar Tage hier im Jackson Creek verbringen.
Allerdings gibt es sicher schlechtere Orte um sich die Zeit zu vertreiben. Mit den Rädern können wir leicht alle Geschäfte in der Umgebung erreichen und wenn es uns zu heiß wird, besuchen wir einen der Supermärkte – dort sind die Klimaanlagen auf winterliche Temperaturen eingestellt. Die Versorgung an Bord ist also sichergestellt und wir wollten es ohnehin langsamer angehen – so üben wir uns in Langmut.
Abgesehen davon, haben wir natürlich am Boot immer Arbeit genug. Edi reinigt unsere Land- und Ankerleinen vom Schlamm und das Unterwasserschiff, welches sich in den letzten Wochen mit Algen und Muscheln überzogen hat.
Dazu muss er hier meinen Nylonanzug vom Tauchen tragen. Nicht wegen der Wassertemperatur, die steigt am Tag bis auf 34,8 Grad (!), sondern wegen der vielen Quallen.
Am Freitag haben wir es dann endlich geschafft. Wir können unsere amerikanischen Gasflaschen verwenden und auch sonst ist unsere Cul8r gut in Schuss – also wollen wir weiter.