Die Everglades reichen vom Lake Okeechobee im Norden bis an die äußerste Südspitze der Halbinsel Florida. Sie werden auch Grasfluss genannt. Wobei man einen Fluss als solchen nicht erkennen kann, eigentlich handelt es sich um eine bis zu 60 km breite Wasserader – oft nur einige Zentimeter tief, so dass fast die gesamte Fläche von Gras bewachsen ist. Trotzdem fließt er mit 1 m pro Stunde.
Am ersten Tag fahren wir in den südlichen Teil der Everglades und sind – mit Hilfe eines Navis – größtenteils auf Autobahnen recht flott unterwegs.
Ich weiß nicht so genau, was ich mir vorgestellt habe, aber die sich uns bietende endlose Grasfläche, von wenigen knorrigen Bäumen unterbrochen, enttäuscht mich dann doch ein wenig.
Da es jetzt Winter ist, sehen wir vom „Fluss“ so viel wie gar nichts. Erst als wir zu einem der für Touristen ausgebauten Wanderweg kommen – der an einigen der wenigen Wasserflächen angelegt ist, die auch im Winter nicht austrocknen – offenbart sich uns ein Teil der hier lebenden Tierwelt.
Ibisse, Pelikane, Störche, Kormorane, Reiher und Fischadler haben wir entlang des Wasserweges immer wieder beobachten können. Frei lebende Alligatoren und Krokodile sind und allerdings bisher noch keine begegnet. Die Everglades sind übrigens die einzige Region der Erde wo diese beiden Arten gemeinsam anzutreffen sind.
Nach einigen Recherchen habe ich nachfolgendes Unterscheidungsmerkmal herausgefunden: „Bei den Alligatoren beißen die Unterkieferzähne im Gegensatz zu den Krokodilen nicht gegen die obere Zahnreihe, sie sind vielmehr einwärts gerichtet. Die Zähne des Oberkiefers liegen auf der Außenseite, und nur sie sind bei geschlossenem Maul sichtbar“. – Na, ist doch ganz einfach – oder?
Am Weg zurück durchfahren wir dann einen Teil der Everglades der landwirtschaftlich genutzt wird. Hier stehen große LKW`s, die das Grundwasser mit starken Pumpen auf die umliegenden Felder verteilen. Uns verpassen sie eine unfreiwillige Dusche.
Dann besuchen wir noch eines der Einkaufszentren – schließlich wollen wir unser Auto auch entsprechend nutzen.
Nachdem wir unsere Räder und alle Einkäufe im Dinghi verstaut haben, bleibt mir nur mehr ein Stehplatz.
Am nächsten Tag begleiten uns Eva und Sepp von der Sanuk II zu den nördlichen Everglades. Wir besuchen gemeinsam ein Reservat der Seminolen-Indianer.
Eine nähere Erklärung der unrühmlichen Geschichte, wie die Einwanderer der neuen Welt mit den angestammten Einwohnern umgegangen sind, würde diesen Rahmen hier sprengen. Aber ein paar Dinge sind doch sehr interessant.
Die Seminolen haben es nach drei Kriegen – in denen sie nie endgültig besiegt wurden – geschafft Rechte als souveräne Nation zu erhalten.
Sie leben von der Jagd, vom Fischfang sowie vom Tourismus. Die Seminolen in Florida waren 1979 der erste Stamm, der auf dem Territorium seines Reservats das Glücksspiel als Einnahmequelle etablierte und dort eine Bingo-Halle errichtete. Ihrem Beispiel folgten viele andere Stämme, da die Reservate nicht dem Steuer- und Glücksspielgesetzen der Bundesstaaten unterliegen.
Zwar haben wir keine Casinos besucht, doch in der Billi Swamp-Safari konnten auch wir uns von der Geschäftstüchtigkeit der Seminolen überzeugen. Eine Rundfahrt mit einem Airboot bringt uns ganz nahe an die hier lebende Tierwelt.
Die anschließende Fahrt mit einem Safari-Buggy zeigt uns diesen Teil der Everglades dann von einer ganz anderen Seite.
Wir erfahren, dass hier Schweine, Bisons, Strauße, Pumas, Wasch- und Braunbären zu Hause sind – alle Tiere, die sich ohne weiterer Pflege natürlich fortpflanzen und im Einklang mit den einheimischen Arten leben, sind willkommen – die Touristen wollen Tiere sehen. Auch in das Wissen der Heilkräfte der Pflanzenwelt bekommen wir einen kleinen Einblick.
Diesen Teil der Erklärungen würde ich gerne noch ausdehnen, aber leider fehlt uns dafür die Zeit. Nach einer kleinen Schlangenshow stärken wir uns noch im Cafe ehe wir die gemeinsame Heimreise antreten.
Leider haben wir für das am Weg liegende Seminolen-Museum nur mehr sehr wenig Zeit zur Verfügung. Wieder einmal wird uns der Tag einfach zu kurz. Trotzdem hat es uns wirklich gut gefallen. Vor allem die Unternehmung zu viert haben wir wirklich genossen.