30.08.- 09.09.2011
Die Fahrt nach Aitutaki beschert uns wieder mal einen guten Fang. Ein wunderschöner Segelfisch schnappt unseren Köder und wir können ihn überraschend leicht an Bord holen. Auch wenn es uns schwer fällt, das 1,40m lange Tier zu töten, geschmeckt hat er großartig.
So erreichen wir gut gelaunt die schmale und flache Einfahrt in die Lagune. Wieder einmal ist die Karte nicht richtig und da es keinerlei Markierung gibt, sind wir sehr froh, die genaue GPS-Position des Passes (18°51,367S, 159°.48,413W) am Funk erfahren zu haben.
Nur Segelboote mit wenig Tiefgang können diese enge und nur 1,6 m tiefe Einfahrt passieren und als wir dann an Haupt- und Heckanker in der wunderschönen Lagune hängen, genießen wir bei einem Manöverschluck die Umgebung.
2.200 Menschen leben auf der nur 18km² großen Insel und zu unserer großen Freude wird hier englisch gesprochen. Ich genieße es sehr, mich ohne viel Mimik und Gestik verständlich machen zu können. Waren schon die Menschen in Französisch Polynesien nicht unbedingt als „quirlig“ zu bezeichnen – hier geht alles nochmal eine Stufe langsamer und gemütlicher vor sich.
Die Einklarierung bei den Behörden ist zwar teuer (200 NZD), aber problemlos und laut dem freundlichen Beamter wird uns der Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde schon finden, entweder in der Stadt oder am Boot. Also offensichtlich kann die Stadt nicht sehr groß sein.
Na ja, wir sind auch im Moment das einzige Boot im Hafen. Leider verweigert der Bankomat im Ort jegliche Auszahlung und so sind wir froh, noch Geld aus Franz. Polynesien zum Wechseln zu haben – in die hier üblichen Neuseelanddollar. Es gibt zwar einen zweiten Bankomat auf der Insel, da dieser jedoch nur mit längerem Fußmarsch (5 km)zu erreichen wäre, verschieben wir den Besuch bei ihm auf später und erkunden erst die nähere Umgebung.
Die meisten Häuser und Gärten sind wunderschön gepflegt, aber immer wieder sehen wir verfallene Häuserruinen – Reste des im Februar 2010 hier wütenden Cyklons.
Am Nachmittag bringen wir dann unsere Fahrräder an Land und treffen am Hafen den Beamter der Gesundheitsbehörde. Nein, aufs Boot muss er nicht. Gleich beim Hafen steht die neue, noch unfertige Gemeinschaftshalle, in der wir den notwendigen Papierkram erledigen können. Er erzählt uns, dass heute ein Minister die Insel besucht hat und Schecks für die Betroffenen der Wirbelsturm-Katastrophe austeilt. Auch er hat eine Entschädigung für sein zerstörtes Haus bekommen. Stolz zeigt er uns seinen Scheck über 30.000 NZD. Er erzählt uns, dass viele zerstörte Häuser nicht mehr aufgebaut wurden, da die Besitzer es vorgezogen haben, nach Neuseeland auszuwandern.
Wir können das sehr gut verstehen, denn so schön dieses Fleckchen Erde auch ist, so bietet es den Bewohnern nicht viele Möglichkeiten Geld zu verdienen. Nur wenige Touristen besuchen die Insel – meist nur für kurze Zeit.
Die kleine Erkundungstour mit den Rädern führt uns erst einmal zum zweiten Bankomaten und als uns dieser dann gewogen ist, können wir daran denken, das eben erhaltene Geld auch auszugeben. Was hier jedoch nicht ganz leicht ist – wenn man nicht unbedingt Konservendosen kaufen möchte.
Obwohl es für uns aussieht, als würde hier alles wachsen, sind die Geschäfte und vor allem der Markt nur sehr spärlich ausgestattet. Wie wir später erfahren, liegt das zum Teil daran, dass die Menschen oft nur zu bequem sind, die Früchte zu ernten und am Markt zu bringen.
Dort verkaufen zwei Frauen vor allem Kochbananen, Kokosnüsse, Mehlspeisen und fertiges, in Kunststoffbehälter verpacktes, Essen. Als ich sie nach Sternfrüchten frage, die ich in einigen Gärten wachsten gesehen habe, meinen sie: „pflück sie nur, das ist schon ok“. Na, das werde ich bestimmt nicht tun – allerdings möchte ich beim nächsten Mal die Besitzer fragen, ob sie mir welche verkaufen.
Am nächsten Tag kommen Marion und Connen mit ihren Tucan und da für sie die Sonne schlecht steht, lotst sie Edi mit unserem Dinghi zum Ankerplatz.
Mit den beiden besuchen wir dann eines der angebotenen traditionellen Buffets mit Tanzvorführung in einem Hotel. Sowohl das Essen, als auch die gebotene Darbietung gefallen uns sehr gut und sind wirklich sehenswert. Vor allem Connen träumt danach von den „Kokosnüssen“ der Tänzerinnen.
Ehe wir weiterfahren, wollen wir noch die Insel mit den Rädern umrunden und ich hoffe bei dieser Gelegenheit auch ein paar Früchte direkt aus den Gärten kaufen zu können. Die Radtour ist wunderschön, auch wenn sich meine Hoffnungen betreffend der Frischversorgung an Bord nicht erfüllen.
Als ich jedoch einen über und über mit orangenen Sternfrüchten beladenen Baum sehe, kann ich daran nicht vorbeifahren und versuche die Besitzer ausfindig zu machen. Niemand ist da – erst ein Nachtbar kann mir weiterhelfen:“ die beiden sind nicht zu Hause, aber pflücke nur was du möchtest, das geht schon in Ordnung, mein Freund wohnt hier“. Also hatte die Marktfrau doch recht und wir holen uns einige der für mich so verlockenden Früchte.
Mittlerweile füllt sich der bei unserer Ankunft so einsame Ankerplatz und wir beschließen Platz zu machen für andere. Beim Ausklarieren werden wir noch gefragt, ob wir Proviant mit nach Palmerston nehmen können und so laden wir nächsten Morgen zwei große Säcke Zwiebel, einen Sack Kartoffeln, fünf Kübel mit je 5kg Frühstückscracker, zwei Karton Nudeln und sechs Säcke Reis in unsere Backbordkabine.
Mit der Sonne im Rücken passieren wir dann problemlos die Ausfahrt und machen uns am Weg zu dem 200sm entfernten Palmerston.