03.10.-.27.10.2011
Einer unserer wenigen Fixtermine ist das Funknetz um 07:30 Uhr. Schon seit Galapagos treffen wir uns dort mit einigen anderen Seglern um die Positionen, Wetter- und Segelbedingungen auszutauschen. Auf längeren Überfahrten, an denen wir tagelang kein anderes Schiff sehen, ist es schön zu wissen, dass wir nicht ganz alleine unterwegs sind.
Hier in Tonga tauschen wir am Netz den neusten Tratsch und unsere Erfahrungen über die besten Anker- und Schnorchelplätze aus. So wissen wir meist voneinander, wer zu welcher Zeit wo ankert und können auch Vereinbarungen über gemeinsame Unternehmungen oder gegenseitige Besuche treffen.
Es entwickelt sich ein reges gesellschaftliches Leben, deren Höhepunkt die „Southern-Cross-Net-Party“ bildet. Verkleidung ist erbeten und das beste Kostüm wird gewählt und prämiert. Meiner Meinung nach, sollte die originellste Idee belohnt werden, und das war zweifellos Peter von der NICONE, der mit einem Geschirrtuch um den Unterarm gelegt, den perfekten Butler abgibt.
Cirka 30 Segler kommen an einem der Strände zusammen und verbringen gemeinsam eine lange und fröhliche Nacht. Da jeder etwas mitbringt ist für Verpflegung bestens gesorgt und so sitzen wir um ein großes Lagerfeuer (gegen die Gelsen), plaudernd und singend unter einem berauschenden Sternenhimmel. Es dauert nicht mehr lange, dann werden die ersten von uns ihren Weg nach Neuseeland oder Australien antreten.
Wer weiß, ob und wann wir einander dann wiedersehen. So ist jede Zusammenkunft zwischen Seglern auch immer ein kleiner Abschied. Aber noch ist es nicht so weit. Noch gibt es viele verschiedene Ankerplätze in Tonga zu besuchen.
Da treffen wir auf so klingende Namen wie Fangakima, Luamoko oder Maninita, die sich nur sehr schwer in unseren kleinen grauen Zellen einbürgern. Zur leichteren Verständigung hat eine der Charterfirmen hier die Ankerplätze durchnummeriert und diese Nummern haben sich auch unter den Langzeitseglern durchgesetzt. Es ist auch am Funk wesentlich einfacher zu sagen:“wir hängen heute auf Ankerplatz Nr. 7“.
Nach etwas mehr als zwei Wochen hier in Tonga stellt sich bei uns ein gewisser Rhythmus ein. Alle paar Tage wechseln wir den Ankerplatz und ab und zu fahren wir nach Neiafu einkaufen.
Obst und Gemüse bekommen wir in ausreichender Menge am Markt und auch die Lebensmittelläden – die meist von Chinesen geführt werden – sind ganz gut bestückt. Abgesehen von Milchprodukten, wie zum Beispiel Joghurt, gibt es hier fast alles. Die „frischen“ Sachen findet man in der Tiefkühltruhe, alles andere in Dosen oder getrocknet.
Auch von der Qualität der medizinischen Versorgung können wir uns beim Besuch des Spitals überzeugen. Ein rebellischer Zahn, hinter der dicken Backe des Skippers verborgen, muss schlussendlich daran glauben.
Das Spital hier in Tonga unterscheidet sich „etwas“ von den uns vertrauten Gebäuden mit gleicher Einrichtung. Zum Beispiel kümmern sich die Familien der Kranken selbst um deren Verpflegung. Im Raum wo die Anmeldungen stattfinden, quellen die Krankenakte aus allen Regalen. Computer gibt es hier keine.
Die Medikamente in der hauseigenen Ausgabestelle, bekommen die Patienten abgezählt in Plastiksäckchen oder mitgebrachten leeren Mineralwasserflaschen. Obwohl alle sehr freundlich sind, freuen wir uns doch, nach erfolgter Zahnentfernung, keine weiteren Dienste in Anspruch nehmen zu müssen.
Nachdem Edi sich wieder wohl fühlt, genießen wir die wunderschönen Ankerplätze umso mehr.
Auch meine immer länger werdenden Haare werden jetzt endlich gestutzt. Wendy, die ihrem Ian schon seit sieben Jahren die Haare schneidet, gibt Edi die erste Lektion. Das Ergebnis ist gar nicht so schlecht – zumindest sind meine „Borsten“ jetzt kurz genug, dass sie mir nicht mehr in die Taucherbrille kommen.
Jede Woche gibt es mindestens ein bis zwei verregnete Tage und obwohl unsere Art, das Regenwasser zu sammeln, durchaus noch verbesserungswürdig ist, gelingt es uns einmal bis zu 100l davon zu sammeln. Da wir nur Watermakerwasser in unseren Tanks haben wollen, nutze ich den aufgefangenen Regen um am nächsten sonnigen Tag die Wäsche zu waschen.
Einkaufen, Wäsche waschen, Schnorcheln, kleinere Arbeiten am Boot, Freunde treffen, Route planen, Inseln erkunden – unsere Tage sind ausgefüllt. Die Regenzeiten nutzen wir um am Computer zu sitzen, e-mails und Berichte zu schreiben.
Obwohl es vielleicht unverständlich ist, aber noch haben wir keinen einzigen der mitgebrachten Filme angesehen – dafür ist einfach keine Zeit. Die Tage und Wochen verfliegen und langsam bereiten wir uns auf die Weiterreise zu den nächsten Tonganischen Inselgruppen – den Ha`apai`s und Tongatapu vor.
Noch einmal besuchen wir Neiafu, müssen in Vava`u auch ausklarieren, wenn wir eine der anderen Inselgruppen Tongas anlaufen wollen. Wir decken uns am Markt mit frischem Obst und Gemüse ein, besuchen ein letztes Mal den kleinen Bäcker und verabschieden uns von den zurückbleibenden Freunden. Einige wollen hier übersommern, andere – wie zum Beispiel iris und Graeme von der PELAGIC – starten gleichzeitig mit uns.
Nach 40 Tagen zwischen den Vava`u Inseln ist es dann am 27.10. so weit – es heißt Anker auf und noch vor dem Frühstück geht es los zu den circa 65sm entfernten Ha`apai `s.