12. – 16.6.2012
Ganze 18km² groß ist die letzte und nördlichste der tonganischen Inseln, der wir einen Besuch abstatten. Einsam schaukelt unsere Cul8r in der großen Lagune, dessen Riff die Insel schützt.
Knapp 24 Stunden waren wir für die 174sm unterwegs und nun regenerieren wir uns ein wenig, ehe unsere Füße das erste Mal die Insel betreten.
Weit kommen wir allerdings mit unserem Spaziergang nicht, dann hält ein Auto neben uns und eine junge Tonganerin meint freundlich aber bestimmt, dass sie uns jetzt in die 5 km entfernte „Hauptstadt“ führen wird, damit wir dort einklarieren können. Eigentlich wollten wir uns das Prozedere hier schenken, aber dieser Aufforderung können wir nicht widerstehen.
Im Laufe der Fahrt erfahren wir, dass 2009 hier ein Tsunami viel zerstört und 7 Menschen mit sich genommen hat. Auch Siha, unsere freundliche Chauffeuse, hat dabei ihr Haus und Geschäft verloren. Jetzt lebt sie mit ihren Man und vier Kindern in einem von der Weltbank gesponserten Haus und arbeitet im selben Büro wie der Zoll für den Staat. Ihr Mann hat die letzten acht Monate in Australien auf einer Farm gearbeitet, um Geld für einen Neuanfang zu verdienen.
Bei der kleinen Inselrundfahrt, die sie mit uns unternimmt, können wir immer wieder rege Bautätigkeit beobachten. Einst gab es drei Dörfer hier, die allerdings von der Flutwelle zum Teil zerstört wurden. Nun finanziert die Weltbank den Aufbau von drei neuen Siedlungen mit ca. 200 Häusern. Zu unserer großen Überraschung sind auch jede Menge Autos auf dieser kleinen Insel unterwegs.
Eine zentrale Stromversorgung gibt es allerdings nicht. Einige Familien beziehen ihren Strom aus Batterien die teilweise recht abenteuerlich über Solarzellen geladen werden. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass die Tsunami natürlich sehr schlimm war, aber die Menschen nachträglich davon profitiert haben. Diese kleine Insel ist wohl durch das Unglück ein wenig ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt worden. Früher kam das Versorgungschiff alle zwei bis drei Monate. Seit der Katastrophe wird sie 3-4 Mal im Monat von großen Schiffen angefahren.
Wir hängen knapp fünf Tage hier und können eine Fähre, die Menschen und Güter transportiert und zwei Tage später ein weiteres Transportschiff das Treibstoff, Baumaterial und größere Dinge bringt, beobachten.
Die Fähre bringt auch Sihas Mann nach dem langen Auslandsaufenthalt wieder nach Hause. Fast den ganzen Tag ist der sonst einsame Steg von Menschen und Waren belegt. Erst um 18 Uhr führt das letzte Transportboot, welches mindestens acht Mal zwischen Fähre und Steg gependelt ist, dann die letzte Fuhre hinaus zum vor dem Riff ankernden Mutterschiff und es kehrt wieder Ruhe ein.
Wir sind überzeugt davon, dass Segler in ein paar Jahren wieder Einkaufsmöglichkeiten, Post und Bank vorfinden werden.
Vorerst bekommen wir Obst und Gemüse von den Einheimischen – gratis, wie uns Siha versichert. Wir müssen nur sagen was wir gerne hätten.
Jede Familie hat einen Garten – manche unmittelbar bei den Häusern, andere im Busch – wo sie Taro, Bananen, Papaya, Kokosnüsse und Obst je nach Saison ernten können. Die Fleischlieferanten haben einen Ringelschwanz und laufend fröhlich quiekend im ganzen Dorf herum.
Da wir das einzige Schiff bleiben, kommt auch ein gemeinsames Essen (jeder bringt was mit), welches Siha gerne organisiert hätte, nicht zustande. Als Dank für die Mitfahrgelegenheit backe ich ein Blech Schokokuchen aus einer Kuchenbackmischung, die Siha wahrscheinlich von einem Segler bekommen hat, aber mangels Backrohr nicht verwenden kann.
Nachdem wir die Insel zu Fuß und mit dem Fahrrad erkunden haben, nutzen wir den leichten Wind, lassen Tonga endgültig hinter uns und nehmen NO-Kurs auf Samoa.