29.06. – 07.7.2012
Lustig flattert wieder einmal die französische Flagge von unserer Steuerbordsaling, als wir Uvea, die Hauptinsel von Wallis, erreichen. Leider wird hier unsere Flaggensammlung nicht vergrößert.
Der Ankerplatz vor der Hauptstadt Mata-Utu ist alles andere als einladend, deshalb entscheiden wir uns in der etwas weiter südlich gelegenen Bucht – vor dem kleinen Ort Gahi – unsere Zelte aufzuschlagen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir die Räder ins Dinghi mit dem Ziel den Hauptort Mata Utu zu erkunden und bei den Behörden vorstellig zu werden.
Auf der gut ausgebauten Straße geht es flott dahin und der Fahrtwind gleicht die Hitze der strahlenden Sonne aus.
Das Gebäude der Gendarmerie – bei der wir vorschriftsmäßig unsere Pässe vorzeigen – finden wir allerdings nur mit einheimischer Hilfe.
Eine weit größere Herausforderung bedeutet es für uns, einen – oder besser gesagt den einzigen – Bankomat zu finden.
Dabei scheint es doch so einfach – stellt euch ein verlassenes Einkaufszentrum mit riesigem leerem Parkplatz vor, der von einem mannshohen Zaun umgeben und mit einem soliden Rolltor verschlossen ist. Darin befindet sich eine kleine Türe. Zu unserm Glück steht, als wir das 2. Mal daran vorbeifahren, ein Auto davor und die kleine Türe ist geöffnet. So finden unsere suchenden Augen in der äußersten Ecke des Parkplatzes einen einsamen Mann, der dort offensichtlich die einzige Möglichkeit nutzt, um in dieser „Stadt“ zu Geld zu kommen. Da ist wahrlich Insiderwissen gefragt.
Doch selbst mit Geld in der Tasche wird das Leben hier nicht leichter. Der erste Supermarkt, den wir entern, um das Warenangebot zu erkunden und eine Flasche Wasser zu kaufen, komplimentiert uns gleich wieder hinaus. Es ist Freitag 13:30 Uhr und die Geschäfte sperren. Morgen vormittags können wir wieder kommen.
Ungläubig stehen wir vor dem Laden und langsam wird uns diese Stadt unsympathisch. Wir finden keine Restaurants, die Straßen sind fast menschenleer und einkaufen können wir auch nix. Der Traum vom frischen Baguette mit Briekäse zerplatzt wie eine Seifenblase. Am Weg nach Hause kommen wir an ein paar kleineren offenen Läden vorbei, doch das Angebot geht kaum über Dosen, Nudeln und Reis hinaus und davon haben wir mehr als genug.
Uns gelüstet mehr nach frischem Obst und Gemüse, das wird leider nirgends angeboten. Etwas enttäuscht kehren wir nach Hause zurück und überdenken unsere Lage neu. Vermiesen lassen wir uns jedoch den heutigen Tag nicht und zelebrieren mit frischem, marinierten rohen Fisch und Sekt unserem 11. Hochzeitstag. Schließlich muss man die Feste feiern wie sie fallen.
Einen Teil des Wochenendes nutzen wir um anstehende Hausarbeit wie Brot- und Kuchen backen, Fisch einkochen und Schiff wieder auf Vordermann bringen, zu erledigen. Danach können wir dann ruhigen Gewissens Faulenzen.
Am Montag beschließen wir der Insel noch mal eine „Chance zu geben“ und starten zur Erkundung per Fahrrad. Das Farbenspiel von leuchtend roter Vulkanerde, grünen Pflanzen und türkisblauem Meer ist beeindruckend. Hier finden wir in jedem noch so kleinen Dorf eine riesige Kirche, welche uns eher an eine mittelalterliche Burg als an ein Gotteshaus erinnert.
Weder Touristen noch Radfahrer gibt es hier oft zu sehen und so werden wir von jedem vorbeikommenden Autofahrer freundlich gegrüßt. Mangels vorhandener Straße bleibt uns eine Umrundung der Insel verwehrt und nach knapp vier Stunden erreichen wir wieder den Hauptort Mata Utu.
Das Eis aus der Imbissbude am Hafen – deren einzige Gäste wir sind – haben wir uns redlich verdient. Erst nachdem wir mit erhöhtem Zuckerspiegel die Terrasse verlassen, merken wir, dass auch dieses Lokal eigentlich geschlossen hat. Glück gehabt. Frisch gestärkt besuchen wir noch ein Internetcafe und kontrollieren unsere Mailbox – WiFi ist auf der ganzen Insel nicht verfügbar. Aber es kommt noch besser: wir erfahren zu unserem Erstaunen, dass es in Wallis keine Mobiltelefone gibt. Unglaublich – selbst auf den kleinen tonganischen Inseln mit nur stundenweiser Stromversorgung haben die Leute Handys, aber bis hier her, auf französischen Boden, ist diese Errungenschaft der modernen Technik noch nicht vorgedrungen.
Tief beeindruckt von dieser Tatsache finden wir im Supermarkt verschiedene bekannte Marken von Champagner, aber auch Wachteln und Froschschenkel. Wir halten uns jedoch lieber an normalen, erschwinglichen Käse, Schinken und ähnliche Leckereien, ehe wir mit vollen Taschen wieder nach Hause strampeln.
Dort schaukelt unser Dinghi, das wir bei Niedrigwasser im Sand liegend verlassen haben, jetzt fröhlich in den Wellen und so muss Edi bis zum Bauch ins Wasser, um es ans Ufer zu bringen. Vollbeladen mit Rädern, und Einkäufen erreichen wir dann glücklich unsere Cul8r.
Für die nächsten beiden Tage verlegen wir zu einer kleinen Insel, um auch die hiesige Unterwasserwelt ein wenig zu erkunden, ehe wir uns von Wallis verabschieden und in Richtung Futuna weiterziehen.
Die 120sm legen wir bei recht ordentlichem Wind, in einer wunderschönen Nachtfahrt mit Vollmond zurück. Da mein Skipper heute um 5 Uhr Früh ins neue Lebensjahr wechselt, bekommt er von mir zum Geburtstag zwei Stunden Schlaf geschenkt.
So ist er bei unserer Ankunft vor Alofi um 7 Uhr Früh fast ausgeschlafen. Um diese Tageszeit steht die Sonne noch sehr tief und so ankern wir in sicherer Entfernung von den Riffen, und suchen uns erst gegen Mittag einen besseren Ankerplatz im Sand.
Noch während wir beim Frühstück sitzen, beobachten wir mindestens 6-8 Boote, voll beladen mit Menschen, die von der Hauptinsel Futuna zu der nur 2sm entfernten kleineren Insel Alofi fahren, vor der wir unseren Anker geworfen haben. Die Boote werden dort an Bojen befestigt und die Menschen verschwinden im Busch.
Aus unserem Führer wissen wir, dass es auf Alofi zwar drei Dörfer, allerdings keine ständigen Bewohner gibt. Hierher kommen die Menschen nur um ihre Felder und Gärten zu bestellen.
Bei unserem Nachmittagsspaziergang auf der Insel treffen wir dann einige Männer, die mit Körben voller Wurzeln und Kokosnüssen am Ufer auf die Flut warten, um mit ihrer Ernte wieder nach Hause fahren zu können.
Entlang des Ufers stehen Falas mit Lampen und Solarzellen. Dass diese jedoch noch funktionieren, können wir uns nicht vorstellen. Die „Dächer auf Stelzen“ sind die Notunterkünfte für die Bauern, wenn sie wegen schlechten Wetters nicht nach Hause fahren können. Sogar eine wunderschöne Kirche wurde hier gebaut.
Wir spazieren am Ufer entlang und wagen uns auch ein Stück auf den ausgetretenen Pfaden in den Busch. Dort empfängt uns die feuchte, warme Luft des Regenwaldes und Millionen von Ameisen. Da heißt es immer in Bewegung bleiben, sonst betrachten die kleinen Krabbler unsere Füße als willkommene Abwechslung. Am Weg nach Hause nutzen dann wir eine der verlassenen Falas, um uns vor einem kurzen aber heftigen Regenschauer zu schützen, ehe wir danach fast trocken wieder unser Boot erreichen.
Der Ankerplatz vor Alofi ist zwar gut geschützt, aber doch ein wenig schaukelig und so beschließen wir am nächsten Tag in Richtung Fidschi weiterzufahren.